Der Erfurter Bundestagsabgeordnete Carsten Schneider brachte einen erfreulichen Scheck ins Kultur: Haus Dacheröden
Ein Regal für Lieblingsbücher
Seit einem halben Jahr ist die Erfurter Herbstlese im Haus Dacheröden am Anger zu finden. Dem Verein geht es im neuen Domizil nicht nur um seine traditionellen Literaturfestivals, die jährlich gut 20.000 Besucher zu ihren Lesungen locken. Vielmehr soll sich das geschichtsträchtige Gebäude, in dem sich Schiller verlobte und Humboldt heiratete, zum Kultur: Haus Dacheröden werden. Dazu sind neben Ausstellungen und politischen Salons auch Konzerte und Gesprächsrunden geplant.
Dabei lebt solch ein Gebäude auch immer von seinem Charme. Noch geben sich die Räumlichkeiten nüchtern – und auch ein wenig langweilig. Das sollen viele Bücher ändern. Das Dacheröden wird zu einem Buch-Asyl.
Für das Team um Geschäftsführerin Lena Walter hat das indes nicht nur dekorative Gründe. „Wir möchten Büchern und ihren Besitzern helfen, die es schwer haben“, erklärt sie die Motivation. Dabei ist natürlich an die vielen älteren Menschen gedacht, die sich von ihren liebgewordenen Schätzen trennen müssen, weil in kleinere Wohnungen oder in ein Heim ziehen.
Noch fehlt es im Kultur: Haus Dacheröden an den logistischen Voraussetzungen, um größere Buchbestände oder ganze Bibliotheken zu übernehmen. „Wir müssen die nötigen statischen Voraussetzungen prüfen und die nötigen Regale anschaffen“, bremst Lena Walter (noch) zu große Erwartungen. Doch ein Anfang soll gemacht werden.
Dabei verweist die Hausherrin auf den Kurt-Wolff-Salon. In dem Raum gleich neben der Geschäftsstelle präsentieren seit einigen Monaten die kleineren, unabhängigen Verlage, die sich in der nach dem Verleger Kurt Wolf benannten Stiftung zusammengeschlossen haben, ihre Programme. Vier bewegliche Büchertürme laden hier bereits zum Stöbern ein.
Ein fünftes Regal, etwas breiter und höher, kommt jetzt dazu. Es ist für die Exemplare der Reihe „Mein Lieblingsbuch“ gedacht. Mehr oder weniger prominente Erfurter oder Gäste der Stadt – den Anfang machte im Juni Theater-Intendant Guy Montavon an einem bewegenden Sonntagmorgen – werden dabei zu ihrer bevorzugten Lektüre befragt. Der Clou – „sie lassen ihre Lieblingsbücher gleich da“, verrät Lena Walter. So entsteht mit der Zeit eine Bibliothek der gedruckten Favoriten; auch ein Aspekt des Projekts Buch-Asyl.
Die finanziellen Mittel dafür stellte jetzt der Erfurter Bundestagsabgeordnete Carsten Schneider bereit. Der Sozialdemokrat bezahlte das Regal zwar nicht aus der eigenen Tasche, doch er gab bei einem Besuch am Erfurter Anger dafür 1.000 Euro weiter, die ihm die Jena-Optronik zur Verfügung stellte. Das Unternehmen will damit Projekte unterstützen, die auch jenseits der Hektik und den Versprechungen von Wahlkämpfen für Nachhaltigkeit und Bürgerengagement stehen. „Die Airbus-Tochter Jena-Optronik GmbH unterstützt als regional ansässiges Raumfahrtunternehmen gern diese gemeinnützige Aktion“, hieß es dazu aus der Saalestadt.
Damit die Lieblingsbuch-Auswahl schnell wachsen kann, ließ Carsten Schneider auch gleich seine drei Favoriten im Kultur: Haus Dacheröden. Dazu kommen noch die Lieblinge der Mitarbeiter des Hauses. Bald werden es noch mehr. So wird am 24. September der Schriftsteller Landolf Scherzer als nächster Gast erwartet, um mit Herbstlese-Vereinschef Dirk Löhr über seine Lieblinge – und wie sie Einfluss auf sein Leben nahmen und vielleicht auch immer noch nehmen – zu plaudern.
Für das Jahresende hat zudem Stefan Schwarz im Kultur: Haus Dacheröden zugesagt. Am 17. Dezember, dem 52. Geburtstag von Herbstlese-Mitbegründer Michael John, wird er Einblicke in seine literarischen Vorlieben gestatten. Allerdings gibt es für diesen Sonntagsvormittag noch keine Karten zu kaufen. Aber den Termin vormerken – das geht schon jetzt.