Volker Klüpfel und Michael Kobr erheitern mit „My Klufti“ ihre Gäste im Erfurter Theater
Ein Allgäuer Popstar
Von Sigurd Schwager
2003 erscheint ein sehr spezieller Kriminalroman. Geschrieben haben ihn zwei seit ihrer Schulzeit befreundete Autoren, Volker Klüpfel und Michael Kobr. Getrieben von der Hoffnung, es möge doch wenigstens die liebe Verwandtschaft ihr Werk zur Kenntnis nehmen, gar lesen.
So kann man sich in der Zielgruppe irren! „Milchgeld“ lässt in den Buchhandlungen die Kassen wie verrückt klingeln. Und daran hat sich seither, sobald dieser Kluftinger anfängt zu ermitteln, nichts geändert.
Heute, 12 Jahre später, kennt jeder im deutschsprachigen Raum, der sich auch nur ein bisschen für Krimis interessiert, diesen schrägen Kommissar aus dem Allgäu, den nicht mehr ganz jungen Mann ohne Vornamen, den aus der Zeit und ihren technischen Errungenschaften gefallenen sympathischen Grantler mit der Vorliebe für Kässpatzen. Nach mittlerweile acht Romanen mit fünf Millionen verkauften Exemplaren, Hörbüchern, drei Filmen und einem Theaterstück ist dieser Kluftinger ein kriminalistischer Popstar. Im Allgäu wandern die Touristen, kundig geführt, längst auf Kluftingers Spuren. So wie sie es in Weimar auf Goethes Pfaden tun. Wobei sich hier eine interessante Wegekreuzung ergibt, hat doch Herbert Knaup sowohl Kluftinger als auch Goethe sehr eindrucksvoll gespielt.
Volker Klüpfel und Michael Kobr, die Väter von Kluftinger, sind nicht nur mit literarischem Rüstzeug ausgestattet, sondern auch mit bühnentauglichem Show-Talent gesegnet. Das macht sie zu besten PR-Agenten in Sachen Kluftinger, also in eigener Sache. Bei ihren Lese-Tourneen füllen sie immer wieder die Hallen im Lande. Selbst ohne brandneuen Roman. Auch in Erfurt wundert es niemand, dass die Herbstlese-Veranstaltung "my Klufti" im großen Saal der neuen Oper restlos ausverkauft ist. Wie Kluftinger sind auch seine Schöpfer nicht nur im Allgäu Publikumslieblinge.
Als solche bieten sie ihren Fans weit mehr als eine Lesung. Sie selbst nennen es „LitComedy“, aber auch das ist nur eine unzulängliche Beschreibung des Gesamtkunstwerkes K&K&K – Klüpfel und Kobr und Kluftinger.
Sie lesen – das ist der komödiantisch stärkste Teil des Abends – mit verteilten Rollen aus „Grimmbart“, dem Kluftinger von 2014, und einzeln aus den Märchen der Allgäuer Gebrüder Schnerzelsberger, bei denen die Gebrüder Grimm bekanntlich die Geschichten schamlos geklaut haben. Sie zeigen Klufti-TV-Filme, in denen wir Klüpfel mal als (fast) nackten Mann, mal als Rapunzel erleben, und Kobr mal als Dornröschen, mal als Dahoimdrum-Werwolf. Sie singen und spielen und beantworten Publikumsfragen.
Das alles ist oft witzig, manchmal klamaukig, immer nett, nie wirklich frech – und in der Summe sehr unterhaltsam. Man mag sich. Man versteht sich. Es wird mindestens so oft im Saal geschmunzelt und gelacht wie daheim beim Kluftinger-Lesen.
Augenzwinkernd vergessen Klüpfel und Kobr natürlich nicht die Erfurt- und Publikum-Belobigung. Seit Monaten habe man sich gerade auf diesen Auftritt hier gefreut. Ehrlich! Ehrlich? Na ja, vor allem auf das Thüringer Essen. „Das ist wie Allgäuer Essen mit Fleisch!“
Nach reichlich zwei Stunden Heiterkeit gibt es viel Beifall, und am Ende wissen alle: Nach der Show ist vor dem Signieren. Dann trägt man die Autogramme in die feuchte Erfurter Nachtkühle und wärmt sich an dem Gedanken, dass Volker Klüpfel und Michael Kobr für das kommende Jahr gleich zwei neue Bücher versprochen haben: Im Frühjahr erscheint ein heiteres Werk ganz ohne Kluftinger und, wenn die Fans das verkraftet haben, im Herbst der neunte Kluftinger-Krimi.
"My Klufti" im Erfurter Theater
Fotos: Holger John