Anna Ruhe taucht mit ihren Gästen im Naturkundemuseum nach „Seeland“ ab
Bei den Unterwasserpiraten
Es ist nicht gut, in Brunnen zu steigen. Oder in Löcher zu springen. Vor allem in England nicht. Das sollte doch klar sein, spätestens seit Alice dem weißen Kaninchen folgte. Denn in England, da geht es unterirdisch ganz schön zur Sache. Ganze versteckte Welten gibt es da.
Davon weiß Max zunächst nichts. Max ist der Held in Anna Rühes Abenteuer „Seeland“. Ein Titel, der verrät, wohin die Reise geht. Unter Wasser, aber aufs Land – Seeland also.
Anna Ruhe stellt ihr Buch bei der Herbstlese vor. Die macht dieses Mal im Naturkundemuseum Station. Nicht zum ersten Mal. Und wieder erweist sich der Ort als Volltreffer.
Viel Platz gibt es zwar zwischen all den Vitrinen und Diarien, dem Baum im Treppenhaus und der Mauer aus Thüringer Gesteinen nicht, doch die Enge macht es gemütlich. Zwischen all der ausgestellten Natur lässt sich gut träumen. Und in phantastische Gegenden entführen.
Denn nicht weniger hat Anna Ruhe im Sinn. Sie nimmt ihre vielen jungen Gäste (und einige Eltern auch) mit auf eine Reise. In eine Gegend, die sie sich ausgedacht hat, mit Unterwasserhäusern aus Metall, Meerjungfrauen (die hier allerdings Bibliothekarinnen sind, alt und weise), Piraten natürlich und einigen Geheimnissen.
Es ist ein Buch über die Freundschaft. Der Geschichte ist ein Satz von Ralph Waldo Emerson vorangestellt: „Der einzige Weg, einen Freund zu haben, ist der, selbst einer zu sein.“ Diese Worte sind der Kompass für spannende Unterhaltung auf den folgenden fast 300 Seiten.
Doch was in dem Buch passiert, davon verrät Anna Ruhe nicht all zu viel. Zwar macht sie ihre Gäste mit Max bekannt und mit Emma, die dem Jungen eher zufällig in sein größtes Abenteuer schubst. Sie erklärt, wer Ziggy ist und wer Ari, warum es hell und warm ist, da unten, und wie man die Unterwasser-Boote nennt: Kustoh. Viel mehr von der Geschichte ist ihr aber nicht zu entlocken.
Wer also wissen will, wie es den Freunden in Seeland ergeht, ob sie den Vater von Max finden und auch den Weg nach Hause zurück, dem bleibt nur eine Chance – selber lesen. Doch die gut 40 Minuten haben Anna Ruhe völlig gereicht, ihre Gäste richtig neugierig zu machen. Fast alle verlassen mit einem Buch das Museum, viele haben auch ein Seeland-Poster dabei. Für den Büchertisch von Hugendubel eine feine Sache, zumal die mitgebrachten Bücher gerade so reichten.
Bleibt die Frage, ob eine Fortsetzung von „Seeland“ geben wird. Das Abenteuer ist vorbei, antwortet Anna Ruhe, die Geschichte bis zum Ende erzählt. Also eher nicht? Man kann nie wissen, sagt sie lächelnd.