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Erfurter Herbstlese
Es lebe die Erfurter Herbstlese!
Dez. 18 2022

Vorgestellt von Monika Rettig, Programmleiterin der Erfurter Herbstlese

Kerstin Holzer „Monascella. Monika Mann und ihr Leben auf Capri"

Kerstin Holzer „Monascella. Monika Mann und ihr Leben auf Capri"
Kerstin Holzer „Monascella. Monika Mann und ihr Leben auf Capri"

Die Geschichte eines glücklichen Neuanfangs in der Mitte des Lebens

Monika Mann kam im Dezember 1954 nach Capri und lebte ab diesem Winter über dreißig Jahre auf der Mittelmeerinsel in der Villa Monacone. Was trieb „das arme Mönle“, wie sie in ihrer berühmten Familie genannt wurde, dorthin und wurde sie auf Capri glücklich?

Die Münchner Journalistin und Buchautorin Kerstin Holzer beschreibt in ihrer einfühlsamen Lebensskizze Monika Manns, wie die Randfigur der „amazing family“ des Literaturnobelpreisträgers Thomas Mann auf Capri erstmals so etwas wie ein Zuhause, Liebe und Anerkennung sowie, besonders wichtig, ihre eigene literarische Stimme fand.

1910 geboren, gehörte Monika zum mittleren „Pärchen“ der sechs Kinder von Katia und Thomas Mann: Erika (1905) und Klaus (1906) waren die Ältesten, gefolgt von Golo (1909) und eben dieser Monika, schließlich kamen noch Elisabeth (1918) und Michael (1919) hinzu. Monika sollte die ewige Außenseiterin, die Labile, Ungeliebte, phasenweise sogar Verstoßene des Mann-Kosmos werden und bleiben. Lediglich der Bruder Klaus und der Onkel Heinrich standen ihr näher, bemühten sich um Verständnis für diese Frau, die lange den Wunsch hegte, Pianistin zu werden. Aber ihr Talent reichte nicht; für die Eltern war sie zeitlebens nur eine „künstlerische Oberflächenbegabung“.

Monika Mann taumelte eher ziellos durch ihr Leben, dazu kamen die Wirren des Exils, das sie, als sie Ende Mai 1933 in Sanary-sur-Mer eintraf, fortan mit ihrer Familie teilte. Die Heirat mit dem Kunsthistoriker Jenö Lányi 1939 versprach endlich ein wenig Glück und Stabilität, aber diese Phase endete jäh und brutal mit dem Untergang des Schiffes, das das Paar ein Jahr nach der Eheschließung von England ins sichere Kanada bringen sollte. Lányi ertrank, Monika Mann überlebte wie durch ein Wunder. Dieses Trauma machte ihr unstetes Exil-Leben, das sie nach dieser Katastrophe in den USA weiterführte, nicht einfacher. Erst auf Capri gelang ihr so etwas wie eine Selbstbefreiung.

Sie ging dort eine Liebesbeziehung mit Antonio Spadaro ein, der den literarischen Giganten Thomas Mann weder kannte noch je etwas von ihm gelesen hatte, ihr aber ein Zuhause gab, sie schätzte und zärtlich „meine Monascella“ nannte. Ihr Erinnerungsbuch „Vergangenes und Gegenwärtiges“, das 1956 erschien, schnitt bei der Kritik sogar besser ab als die zeitgleich publizierten Erinnerungen der Schwester Erika. Sie hatte in der Abgeschiedenheit Capris ihren Ton und ihre Form gefunden: Skizzen, Beobachtungen, Porträts, kurze Prosa, auch Aphorismen, an einen Roman traute sie sich nicht heran.

Monika Mann war natürlich nicht die einzige Beschädigte in einer mehr als schwierigen Familie mit einem alles dominierenden Über-Vater. Aber über sie ist weniger bekannt. Dazu schreibt Kerstin Holzer am Ende ihres Buches: „Monika Mann offenbarte sich als Versehrte, als Suchende im Privaten wie Beruflichen, sogar als Sonderling. Aber Sonderlinge sind interessant, in der Literatur wie im Leben. Es war Zeit für einen modernen, auch weiblicheren Blick auf diese Außenseiterin der Manns. Dieses Buch soll der Geschichte der wohl faszinierendsten deutschen Künstlerfamilie ein bisher unbekanntes Kapitel hinzufügen.“
Das ist Kerstin Holzer gelungen.

 

 

Kerstin Holzer „Monascella. Monika Mann und ihr Leben auf Capri"
dtv
ISBN 978342329042-5
22,00 €


Das Buch kann unter diesem Link bei unserem langjährigen
Partner Hugendubel erworben werden.

 

 

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