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März 17 2021

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Mittagspause mit Zoë Beck

Monika Rettig traf sich mit Zoë Beck per Zoom zur Literarischen Mittagspause.
Monika Rettig traf sich mit Zoë Beck per Zoom zur Literarischen Mittagspause.

Nach der Premiere im Februar lädt Herbstlese-Chefin Monika Rettig zur zweiten Ausgabe der „Literarischen Mittagspause“ ein. Diesmal hat sie sich mit Zoë Beck verabredet. Es geht um ihr Buch „Paradise City“, aus Sicht der Autorin Utopie und Dystopie in einem. 

Doch bevor sich beide dem Thriller widmen, dreht sich das Gespräch um den Alltag der Schriftstellerin. Wie schafft sie es, alle ihre beruflichen und gesellschaftlichen Aktivitäten unter einen Hut zu bringen und sich dennoch immer wieder Freiräume zum Schreiben zu schaffen, möchte Monika Rettig wissen. Als Autorin, literarische Übersetzerin, Synchronregisseurin und Verlegerin sind Zoë Becks Tage ordentlich ausgefüllt. Dazu zeigt sie politisch Flagge – als Unterstützerin der Initiative #verlagegegenrechts und des PEN Zentrums Deutschland.

Und dennoch: Die Liste ihrer Veröffentlichungen ist beeindruckend lang. Es dominieren Kriminalromane und Thriller; das ist ihr Genre, in dem sie schon mehrfach ausgezeichnet wurde. Zuletzt 2020 mit dem Deutschen Krimipreis für „Paradise City“.

Der Thriller beschreibt ein Deutschland in knapp 100 Jahren. Nach einigen furchtbaren Katastrophen sind viele Krankheiten besiegt; den Menschen, die in den Mega-Citys leben, geht es gut. Das ist die eine Seite, die andere sind die „Risse im Paradies“, die die Autorin interessieren. Im Gespräch sagt sie: „Was ist der Preis für dieses Leben? Wie sieht eine Gesellschaft aus, in der es Menschen gibt, die Fake News einfach nur noch hinnehmen, denen es egal ist, ob sie noch in einer Demokratie leben oder nicht?“

Die Erschöpfung der meisten Menschen, das betont Beck, ist nach den Erfahrungen von Pandemien und Folgen des Klimawandels, denen ein Großteil der Bevölkerung in Deutschland zum Opfer gefallen ist, so groß, dass sie sich sagen: „Die Regierung soll mal machen, das ist schon alles in Ordnung.“

Zoë Beck entwirft mit Liina eine Hauptfigur, die in das System hineingeboren wird und zunächst völlig einverstanden ist mit ihrem Leben. Erst mit der Zeit entwickelt sie ein politisches, ein kritisches Bewusstsein und schließt sich einer der wenigen noch existierenden Presseagenturen an, die das System hinterfragen und die „Risse im Paradies“ benennen: Verlust der Pressefreiheit und Zensur, Gesundheitsdiktatur: Der möglichst gesunde, angepasste und perfekte Mensch steht im Zentrum. Liina selbst und die anderen der Agentur leben gefährlich, einige bezahlen ihre Haltung und ihre Hartnäckigkeit mit dem Leben.

Zoë Beck erklärt Monika Rettig, weshalb sie manchmal ein wenig „unglücklich ist, dieses Buch geschrieben zu haben“. Es wird aus ihrer Sicht angesichts von Corona meist als Buch der Stunde gelesen und von manchen als Beleg dafür missbraucht, dass wir aktuell bereits in einer "Corona-Diktatur" lebten. Davon grenzt sie sich deutlich ab und betont, dass die Inhalte ihres Buches – etwa die darin beschriebenen „smart cases“ oder die Gesundheits-App, die Teil der umfassenden Kontrolle der Menschen in „Paradise City“ sind – sich eben nicht eins zu eins auf das Deutschland der Gegenwart übertragen lassen. Aber damit dringt sie meist nicht durch und erlebt Anfeindungen oder wird als Verräterin beschimpft, die nicht versteht, was aktuell passiert in Deutschland.

Am Ende überrascht die Autorin eines überaus spannenden und intelligenten Science-Fiction-Thrillers mit der Aussage „Ich kann gar nicht so gut in die Zukunft gucken“ und antwortet auf die Abschluss-Frage, ob wir wohl in 100 Jahren in einer „Paradise City“ leben werden: „Zum Teil wünsche ich es mir und zum Teil fürchte ich es.“

Auch dieser Roman erlebt seinen „Zweiten Frühling“. Das sind Titel, die bereits 2020 erschienen sind, denen aber die ihnen gebührende Aufmerksamkeit vor dem Hintergrund ausgefallener Lesungen oder Buchmessen größtenteils verwehrt blieb.

Vier Folgen der „Literarischen Mittagspause“ sind bisher geplant. Sie werden jeweils um 12.30 Uhr auf dem YouTube-Kanal der Herbstlese "Caroline TV" sowie bei Spotify (Erfurter Herbstlese) freigeschaltet. Über den Link bei den Terminen gelangen Sie zu unserem langjährigen Partner Hugendubel. Dort können Sie bei Bedarf die vorgeschlagenen Bücher direkt bestellen. 

 

 

neu bei der Literarischen Mittagspause:

„Paradise City“
Zoë Beck im Gespräch mit Monika Rettig

Nach Auslaufen der Rechte steht diese Folge nicht mehr
bei Spotify und Youtube zur Verfügung.

 

 

 

 

 

geplant für den 31. März

„Arbeit“
Thorsten Nagelschmidt im Gespräch mit Katja Kemnitz

Nach Auslaufen der Rechte steht diese Folge nicht mehr
bei Spotify und Youtube zur Verfügung.

 

 

 

 

geplant für den 14. April

„Der Meister und der Mörder“
Margarete von Schwarzkopf im Gespräch mit Monika Rettig

 

 

 

 


 


Bereits am 24. Februar veröffentlicht:

„Die Unschärfe der Welt“
Iris Wolff im Gespräch mit Monika Rettig

 

 

 

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