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Erfurter Herbstlese
Es lebe die Erfurter Herbstlese!
Nov. 05 2014

David Safier im Ratsgymnasium

Was für ein Mensch willst du sein?

David Safier freute sich über den großen Zuspruch des Erfurter Publikums.
David Safier freute sich über den großen Zuspruch des Erfurter Publikums.

Von Vivien Schötz

David Safier war bisher eher durch lustige Unterhaltungsromane bekannt, wie etwa „Mieses Karma“ oder „Happy Family“. Mit „ 28 Tage lang“ wagt er sich nun auf ein ganz anderes Terrain und bearbeitet ein gewichtigeres Thema: den Holocaust. Die Idee zu dem Roman trug er schon seit über 20 Jahren in sich, erzählt er seinen Zuhörern zu Beginn der Lesung. Angeregt hatte ihn die eigene Familiengeschichte; David Safier verlor seine jüdischen Großeltern im Holocaust.

Die Heldin seines Romans ist Mira, die mit ihrer Mutter und ihrer Schwester Hannah im Warschauer Ghetto lebt. Um sich und ihre Familie über Wasser zu halten, schmuggelt Mira Essen und verkauft es auf dem Schwarzmarkt. Als sie erfährt, dass die gesamte jüdische Bevölkerung des Ghettos umgebracht werden soll, beschließt sie, sich dem Widerstand anzuschließen. Der kann der übermächtigen SS länger trotzen als vermutet. Ganze 28 Tage lang.

28 Tage, in denen Mira entscheiden muss, wem ihr Herz gehört: Amos, dem Widerstandskämpfer, oder Daniel, der sich um die Waisen in den Bunkern kümmert. 28 Tage, in denen sie sich immer wieder der Frage stellen muss: Was für ein Mensch willst du sein?

Sehr gewissenhaft hält sich David Safier an die historischen Ereignisse. Er verknüpft die realen Begebenheiten, wie sie sich im Mai 1943 abgespielt hatten, mit seiner fiktiven Heldin Mira. Ein Beispiel ist die wahre Geschichte der jüdischen Waisenkinder, die im besten Sonntagsstaat singend das Ghetto verlassen, um in den Tod zu gehen.

In „28 Tage lang“ erzählt David Safier die bewegende Geschichte seiner jungen Protagonistin, die, während sie die schrecklichsten und unmenschlichsten Erfahrungen macht, entscheiden muss, was für ein Mensch sie sein will. „Was für ein Mensch willst du sein?“ Diese Frage schlägt die Brücke in die Gegenwart. Auch wenn wir heute weit weniger existentiellen Situationen ausgesetzt sind als Mira, stehen wir doch immer wieder vor dieser Frage, müssen wir sie ständig aufs Neue für uns beantworten.

Der Autor überrascht und berührt die Zuhörer mit seiner Geschichte. Die Frage, wie weit würde man selbst wohl gehen, beschäftigt die Besucher sichtlich auch noch nach der Lesung. Vor dem Signiertisch bildet sich eine lange Schlange. Für viele ergibt sich so noch die Möglichkeit für ein kurzes Gespräch mit David Safier.

So endet ein fesselnder, ein gelungener Abend über eine Zeit, die wir niemals vergessen dürfen. Dieser Roman ist eine gute Chance, die Geschehnisse einer unmenschlichen Zeit gerade der jüngeren Generation auf eine spannende und unterhaltsame Art verständlicher zu machen.

 

Vivien Schötz (18) hat dieses Jahr ihr Abitur am Gutenberg-Gymnasium abgelegt. In der Geschäftsstelle der Erfurter Herbslese absolviert sie seit September ein Freiwilliges Soziales Jahr Kultur. 

Was für ein Mensch willst du sein?

Fotos: VIADATA

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