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Erfurter Herbstlese
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März 16 2021

Gespräch mit Juliane Güttler, der neuen Chefin im Kultur: Haus Dacheröden

„Jammern hilft ja nix“

Seit einem guten Monat leitet Juliane Güttler die Geschicke im Kultur: Haus Dachröden. Zuvor war sie  in Oberhof und auf der Leuchtenburg bei Kahla aktiv.
Seit einem guten Monat leitet Juliane Güttler die Geschicke im Kultur: Haus Dachröden. Zuvor war sie in Oberhof und auf der Leuchtenburg bei Kahla aktiv.

Erst kein Glück, und dann auch noch Pech: Zur Pandemie kam für das Kultur: Haus Dacheröden der unerwartete Abschied der Geschäftsführerin. Mit Juliane Güttler fand der Herbstlese-Verein, der 2017 die Verantwortung für das historische Ensemble am Anger übernommen hat, eine neue Chefin. Nach Jahren auf der Leuchtenburg will die studierte Touristik- und Marketing-Expertin neuen Glanz in die betagte Hütte bringen. Im Moment geht das nur unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Aber das wird sich ändern, ist sie optimistisch. Im Gespräch stellen wir die 27-Jährige ein wenig näher vor.  

 

Liebe Juliane, mit Ihrem Geburtsjahr 1993 könnten Sie bei der Erfurter Herbstlese noch glatt als Freiwilliges Soziales Jahr durchgehen . . .

. . . ehrlich, wir fangen mit meinem Alter an?

Warum denn nicht?

Weil Alter für mich keine entscheidende Rolle spielt – weder mit Blick auf mich noch auf die Mitarbeitenden. Wichtiger ist doch, über welche Erfahrungen ein Mensch verfügt, und wie er es versteht, sie für seine Arbeit, für sein Leben einzusetzen. Der Vorstand der Erfurter Herbstlese hat sich für mich doch nicht wegen meiner 27 Jahre entschieden, sondern weil ich aus seiner Sicht offenbar die nötigen Voraussetzungen für eine Geschäftsführerin im Kultur: Haus Dacheröden mitbringe.

Na gut, dann erzählen Sie doch mal über sich.

Wo fangen wir an?

Am besten mit der Geburt, oder?

Gern. Ich komme aus einer Familie mit vier Kindern und bin in einem Dorf im Landkreis Schaumburg in Niedersachsen aufgewachsen. Nach dem Abitur – übrigens auf einer Integrierten Gesamtschule – bin ich erst einmal für ein Jahr nach Neuseeland entschwunden.

Ganz klassisch als Kiwi-Pflückerin?

Nein, ich stand erst am Tresen eines Hostels und später eines Motels. Ich hatte mich für die Auszeit entschieden, weil mir noch nicht ganz klar war, was ich mit meinem Leben anfangen wollte. Meine Schwester Johanna lebte damals dort, so fiel die Entscheidung leichter.

Sie sind dann aber nicht in die Schafzucht eingestiegen?

Nein, auch deswegen nicht, weil mir meine Eltern ein datiertes Rückflugticket gebucht hatten.

Mussten Ihre Eltern fürchten, Sie kämen nicht zurück?

Ein bisschen schon, zumal ich immer noch nicht wusste, was als Nächstes kommt. Wieder zu Hause machte ich dort weiter, wo ich aufgehört hatte. Während des Abiturs hatte ich mir bei einer Veranstaltungsagentur etwas als Promoterin dazuverdient . . .

. . . das klingt ein wenig gefährlich . . .

. . . war es aber nicht. Ich fühlte mich dort eher als das Mädchen für alles. Aber ich sammelte auch erste Erfahrungen in der Branche. Das war nicht immer schön. So eine Telefonliste mit gefühlt tausend Unternehmen will erst einmal abtelefoniert sein.

Dann doch lieber ein Studium?

Richtig. Ich habe mich dann für ein duales Studium der Tourismuswirtschaft entschieden, weil mir die Theorie allein nicht ausreichte. Ich glaube, das Meiste habe ich dann auch in meinem Praxisunternehmen in Oberhof gelernt.

Das heißt, Sie kamen zum Studium nach Thüringen?

Genau, an die IUBH Duales Studium Campus Erfurt. Die Fachhochschule hieß damals noch „Adam Ries“. Dort studierte ich sieben Semester lang mit dem Schwerpunkt Eventmanagement.

Warum sind Sie danach nicht am Rennsteig gelandet?

Ich wollte überhaupt nicht in Thüringen bleiben, weil ich Lust hatte, noch etwas mehr von der Welt zu sehen. Im Rahmen meiner Bachelor-Arbeit stieß ich dann auf die Leuchtenburg.

Und verfielen den Porzellanwelten?

Zunächst bekam ich erst einmal ein Jobangebot. Aber ja, wenn man es erst einmal bis hinaufgeschafft hat, ist es dort oben über dem Saaletal wunderschön. Die Burg ist ein Kraftort.

Was waren denn Ihre Aufgaben?

Hauptsächlich Online-Marketing und Veranstaltungsmanagement. Ich war für den Auftritt der Leuchtenburg bei Facebook und Instagram zuständig. Zudem trug ich Verantwortung für die Jahresabschluss- und Weihnachtsfeiern. Das hieß unter anderem auch, die Künstler zu betreuen und die Gäste zu begrüßen.

Bis die Herbstlese Sie abgeworben hat. Warum haben Sie den Ruf in das Kultur: Haus Dacheröden erhört?

Mich hat die Herausforderung gereizt. Obwohl ich, als ich von der Empfehlung durch einen Freund erfuhr, erst einmal überrascht und auch ein Stück weit unsicher war. Jetzt, nach einem Monat am Anger, bin ich froh, nicht gekniffen zu haben. Aber, um der Wahrheit die Ehre zu geben, der Abschied von der Leuchtenburg fiel mir schwer.

Wo wollen Sie mit Ihrer Arbeit im Kultur: Haus Dacheröden Akzente setzen?

Zunächst möchte ich meine Kompetenzen im Marketing umsetzen. Das ist, gerade unter Corona-Bedingungen, nicht ganz einfach. Aber jammern hilft ja nix. Im Moment setzen wir auf digitale Formate wie „Die Literarische Mittagspause“ oder „Zwischen Tür und Anger“. Zudem sind ein virtuelles Künstlergespräch mit Uwe Steinbrück, dessen Fotos seit Monaten in der Galerie hängen und darauf warten, endlich angeschaut zu werden, sowie eine Zoom-Lesung mit dem Couch-Surfer Stephan Orth geplant.

Was beschäftigt Sie als Geschäftsführerin in der realen Welt?

Es gilt, einige Baustellen im Haus zu einem guten Ende zu bringen. Meine Vorgängerin hat Weichen gestellt. Jetzt muss der Zug in Bewegung kommen. Ich denke da zum Beispiel an geplante Reihen wie die zur Weltmusik oder an die Sommerbühne. Da steht ganz schön Arbeit an. Mir liegt auch das Thema Barrierefreiheit sehr am Herzen.

Was müssen Ihre Gäste noch von Ihnen wissen?

Ich suche Ausgleich beim Laufen. Da darf es auch ein wenig dreckiger sein – etwa beim „Legend of Cross“. Für 2021 habe ich mir auch meinen ersten Halbmarathon beim Rennsteiglauf vorgenommen. In meiner Wohnung steht auch ein Klavier.

Was fehlt da noch zum Glück?

Ganz ehrlich: Ein Hund wäre schön.

Ein Bericht über die neue Geschäftsführerin schmückt (für Abonnenten frei) auch die heutige Ausgabe der „Thüringer Allgemeine“.

 

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