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Erfurter Herbstlese
Es lebe die Erfurter Herbstlese!
Nov. 18 2013

Die Kinder von Hauptmann Fuchs

Der gebürtige Erfurter Matthias Dell fand kaum Worte für den Tatort aus seiner Heimatstadt. Foto: Holger John
Der gebürtige Erfurter Matthias Dell fand kaum Worte für den Tatort aus seiner Heimatstadt. Foto: Holger John

Matthias Dell hasst schlechte Filme. So sehr, dass der Redakteur der Wochenzeitung „Der Freitag“ dagegen regelmäßig anschreibt. Noch schlimmer ist es für ihn, wenn für schlechte Filme gutes Geld ausgegeben wird; das Geld der Bürger: aus der linken Tasche die Steuern, aus der rechten die GEZ-Gebühren.

Letztere scheinen aus Sicht des Kritikers beim Erfurter Tatort nicht besonders gut angelegt. Im Vorfeld der Erstausstrahlung hat Matthias Dell eine Idee. Er will den Besuchern der Herbstlese erklären, was das ist, ein Tatort, wie man einen guten von einen weniger gelungen unterscheiden kann. Mit einiger Reminiszenz an den „Erfurter“ Polizeiruf von 1978 gibt er seinem Abend den Titel: „Die Kinder von Hauptmann Fuchs“.

Keine schlechte Idee. Das Publikum findet sie gut. Nach kurzer Zeit ist die Veranstaltung ausverkauft. Die Schlagwörter Tatort, Erfurt und Dell verfehlen ihre Wirkung nicht.

Dennoch geht der Plan nicht auf. Statt am Vorabend der Tatort-Premiere das Publikum auf das – zumindest für Erfurter – wichtige Ereignis einzustimmen, kommt Matthias Dell dafür zwei Wochen zu spät: Der MDR respektive die ARD haben die Ausstrahlung vorgezogen: Statt am 17. ist „Kalter Engel“ bereits  am 3. November zu sehen.

Für den Abend bei der Herbstlese ist das ein echtes Handicap. Einige im Saal des Ratsgymnasiums  erwarten wohl eine Art Generalkritik am neuen Ermittler-Trio, eine mehr oder weniger lustige Abrechnung des Insiders. Kleinere Fehler – die Leiche liegt am Flutgraben, nicht an der Gera – machen in Erfurt längst die Runde. Was ging noch alles schief?

Diese Frage interessiert Matthias Dell aktuell indes nicht. Dazu hat er in jüngster Vergangenheit viel geschrieben, am besten ist das unter www.freitag.de nachzulesen. Er hält am ursprünglichen Konzept fest.

Wer sich darauf einlässt, wird nicht enttäuscht. Am Beispiel von vielen Ausschnitten zeigt der Kritiker, bei welchen Filmen sich die Macher richtig Mühe gaben – und warum das bei einigen trotzdem nicht reicht. Er erklärt, warum die schlechteste aller Tatort-Folgen vielleicht als die beste angesehen werden könnte,  wie das ZDF mit seinem Kommissar den Kollegen vom Ersten auf die Sprünge half und was die Krimis aus den beiden Teilen Deutschlands eint.

Mit den vielen Beispielen, die Matthias Dell zeigt, die meisten davon in schwarz-weiß, droht ein Schwelgen im Gestern, Willi Schwabes Rumpelkammer mit Mord und Totschlag sozusagen. Doch die Kommentare zu den Ausschnitten sind klug wie kenntnisreich, nicht bemüht lustig sondern auf sehr unterhaltsame Art anspruchsvoll; ein wenig Mitarbeit des Besuchers immer vorausgesetzt.

So entwickelt sich ein kurzweiliger Abend, der nach einer Wiederholung ruft. Genug Stoff ist vorhanden. Mit „Eine andere Welt“, dem letzten ausgestrahlten Tatort, kommt die ARD inzwischen auf stolze 886 Folgen.

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