Zupagrafika - Ostmoderne als Bastelbogen

Zupagrafika. „Modern East. Build Your Own Modernist DDR“

Wer erinnert sich nicht mit Grauen oder Freude an Bastelbögen, die zuerst zum sauberen Ausschneiden und dann zum guten Zusammenkleben einluden. Ein einfacher Würfel war zu Schulzeiten noch möglich, wenngleich er oft ein wenig geknittert aussah oder eine Ecke durch zu eiliges Prüfen der Klebefestigkeit komisch abstand.

Ein Stück dieser Freude am Basteln kann man mit den Bögen des Labels Zupagrafika zurückgewinnen. Zumindest, wenn man das Special-Interest von Beton-Architektur teilt. Zugegeben, Brutalismus ist ein wenig sperrig. Aber man wird oft überrascht, dass es sich dabei um ein Phänomen handelt, das weit über die Grenzen des Ostblocks hinausgeht. So hat der Verlag eine Auswahl von Berlin über Warschau bis nach London. Das Kino International, in dem zahlreiche DEFA-Filme ihre Premiere feierten, kann ebenso nachgebastelt werden, wie das Space House in der englischen Landeshauptstadt.
Dabei laden die Papp-Miniaturen dazu ein, den Blick durch die grafisch angedeuteten dicken Betonwände dringen zu lassen und die Originalität der Architektur zu betrachten. Auch wenn sicherlich nicht jeder Bau die gleiche Sympathie finden wird, lassen sich mit „Brutal East. Build Your Own Modernist DDR“ viele Feinheiten der oft als abweisend empfundenen Monumentalbauten entdecken. Im Sortiment ist die DDR-Bauten-Sammlung nur eine von vielen. Anders zusammengestellt gibt es sie auch für den Ostblock oder Großbritannien.

Vordergründig sind die Sets und Einzelteile des Bastelbogen-Fundus besonders für die stetig wachsende Ostmoderne-Community ein Muss. Doch mit dem Blick, dass auch „der Westen“ streitbare architektonische Maßstäbe setzte, wird das handwerkliche Fummeln und Friemeln mit Papier, Schere und Stift zu einem Spaß, den man auch als Architekturmuffel haben kann. Und wenn es nur um das Erfolgsgefühl eines fertig geklebten und nicht-umkippenden kleinen Kunstwerks geht.