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Erfurter Herbstlese
Es lebe die Erfurter Herbstlese!
Nov. 17 2015

Sterneköchin Lea Linster schaut nach der Herbstlese bei Kollegin Maria Groß in der „Bachstelze“ vorbei

„Keine Zeit für Panik“

Gruß aus der Küche: Maria Groß empfiehlt das Buch ihrer Kollegin zur Lektüre.
Gruß aus der Küche: Maria Groß empfiehlt das Buch ihrer Kollegin zur Lektüre.

Durchaus überraschend erkochte sich 2013 Maria Groß im Restaurant „Clara“ des Erfurter Kaisersaals ihren ersten Michelin-Stern. Fast noch unverhoffter kam vor wenigen Monaten ihr Abschied aus der Futterstraße. Inzwischen hat sie im Bischlebener Traditionslokal „Bachstelze“ eine neue Heimat gefunden. Vor der Neueröffnung am 1. Dezember darf sich ihr Team auf den Besuch einer großartigen Kollegin freuen: Nach ihrem Auftritt bei der Herbstlese im Atrium der Stadtwerke hat die Luxemburger Sterneköchin Lea Linster am Dienstag ihr Kommen angesagt. Ihr Buch „Mein Weg zu den Sternen“ hat Maria Groß in den letzten Tagen immer wieder zur Hand genommen. Mit großem Vergnügen.

Novemberzeit, Sternezeit – haben Sie die Bekanntgabe der aktuellen Michelin-Sterne vorige Woche nicht mit ein wenig Wehmut verfolgt?

Überhaupt nicht, im Gegenteil. Ich habe mich sehr für die ausgezeichneten Kollegen gefreut, etwa mit Sebastian Frank aus dem Kreuzberger „Horváth“ für seinen zweiten Stern. Aber auch mein altes Team um Johannes Wallner im „Clara“ hat sich würdig geschlagen. Dass es wieder mit einem Stern geklappt hat, ist sehr schön.

Wie lange werden denn die Gäste in der „Bachstelze“ auf den begehrten Stern warten?

Wer begehrt den? Ich nicht. Wir wollen hier keine Spitzengastronomie aufziehen, sondern unsere Küche step by step entwickeln. Ich bin jetzt erst einmal Kneipenwirtin; der Spaß an der Arbeit ist mir im Moment das Wichtigste. Ein Herangehen, das ja auch Lea Linster immer wieder vorlebt.

Die Freude am Leben, am Kochen, am Genießen, zieht sich wie ein roter Faden durch ihr Buch . . .

. . . nicht zu vergessen ihre positive Energie. Sie hat die Gabe, Rückschläge als Chance zu begreifen. Sie akzeptiert das Risiko, sie rechnet mit Niederlagen. Das macht sie so stark. Größe in der Niederlage zu zeigen, in Würde verlieren, das gelingt nur wenigen.

Also ist sie nicht nur als Köchin Spitze, sie überzeugt auch als Mensch?

Absolut. Sie ist ein wirkliches Vorbild. Ich habe sie zwar noch nie persönlich getroffen, aber von ihr ist in der Branche, die ja nun nicht gerade zur Liebenswürdigkeit neigt, nur Gutes zu hören. Über sie sind eher Anekdoten im Umlauf, nette Geschichten.

Das Leben der Luxemburgerin war indes nicht immer nett . . .

. . . und berührt deshalb. Für mich als Scheidungskind ist vieles nachvollziehbar. Ich habe mit meinem Verlobten Matthias das Glück auch relativ spät gefunden. Ich wollte und konnte mir als Hardcore-Single lange nicht das Leben an der Seite eines Partners vorstellen. Jetzt bin ich glücklich.

Wie Lea Linster mit ihrem Sam?

Ja, das ist doch toll, wenn Liebe eine Beziehung über tausende Kilometer, ja über Kontinente hinweg trägt. Wie sie beginne ich zu verstehen, welche Energie eine Familie generieren kann. Ihr Buch ist in gewisser Weise ein Rezept für ein glückliches Leben.

„Mein Weg zu den Sternen“ enthält auch Lea Linsters Lieblingsrezepte. Haben Sie schon einige ausprobiert?

In dem Chaos hier? Nein, noch nicht. Wichtiger ist doch die Philosophie, die hinter ihrer Küche steht: nicht extravagant kochen, aber mit sehr guten Produkten, frisch, und wenn möglich aus der Region. Da merkt man schnell, Milch ist nicht Milch, Joghurt nicht Joghurt und Brot nicht Brot – von solchen Sachen wie Fleisch oder Fisch ganz zu schweigen.

Nun ist das Restaurant noch eine Baustelle, in wenigen Tagen kommt Frau Linster? Haben Sie schon Panik?

Ich habe keine Zeit für Panik. Bis Dienstag schaffen wir das. Zwar ist die Küche dann lange noch nicht fertig, aber wir werden an einer gemütlichen Tafel ein paar schöne Sachen auf die Teller bringen. „Mise en Place“, wie wir Köche die Vorbereitung des Arbeitsplatzes und der Zutaten auf das eigentliche Kochen nennen, ist halt das halbe Leben. Das gilt nicht nur in der Küche.

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