Moritz Netenjakob gibt auf der Bühne Udo, Kinski, Hallervorden und einige Berühmtheiten mehr
Ein Mann, viele Stimmen
Von Linnea Müller (*)
Das Licht geht aus. Zu sehen ist nur noch die mit Scheinwerfern angestrahlte Bühne. Darauf ein ein Tisch, ein Stuhl und zwei Regale, die auf Roll up-Banner gedruckt sind. In den Regalen finden sich Bücher, CDs, aber auch ein Bild und kleine Figuren. Ein Mann betritt die Bühne und stellt sich dorthin, wo er seit ein paar Jahren immer wieder steht: Ins Scheinwerferlicht.
Das Publikum wartet gespannt auf die Eröffnung des Abends. Von der Stimme her zu urteilen steht dort auf der Bühne niemand geringeres als Rüdiger Hoffmann. Oder nein, es ist Udo Lindenberg. Aber wo kommen denn plötzlich Klaus Kinski, Marcel Reich-Ranicki, Dieter Hallervorden und Uli Hoeneß her? Wer ist dieser Mann, der im Atrium der Stadtwerke in Erfurt auf der Bühne steht? Einen Mann, der so vielen Menschen auf den Mund schaut und ihre Stimmen imitiert, kann es doch gar nicht geben.
Doch, den gibt es. Sein Name ist Moritz Netenjakob. Auch wenn er noch nicht seinen neuen Roman in Gänze mit nach Erfurt gebracht hat, so hat er doch sein Bühnenprogramm „Netenjakob spielt, liest und singt Netenjakob“ für sein Erfurter Publikum mit im Gepäck. Seit 20 Jahren ist er schon Satire-Autor, wobei ihm in letzter Zeit die Realität immer wieder einen Strich durch die Rechnung zu machen scheint.
Was soll man noch als Satire Autor überspitzt darstellen, wenn die echte Welt schon absurd genug ist? Doch davon lässt sich Moritz Netenjakob nicht abhalten, nicht nachdem er bereits 20 Jahre lang der Absurdität des Lebens mit Stift und Papier die Stirn geboten hat. Wer schon so lange im Geschäft ist, bei dem sammelt sich so allerhand an. An diesem Abend lässt der Autor und Stimmenimitator sein Publikum an verschiedenen Schaffensphasen aus seinem Leben teilhaben.
Dabei verblüfft er immer wieder mit der spontanen Imitation von berühmten Namen und man fragt sich überrascht, wo er all diese Stimmen versteckt, und ob der Mann auf der Bühne wirklich alleine da oben steht. Wenn er von der fiktiven WG mit Udo Lindenberg und Klaus Kinski erzählt, dann kann man das Gefühl bekommen, dass Netenjakob die Bühne verlassen hat und Udo Lindenberg und Klaus Kinski seinen Platz dort oben eingenommen haben.
Aber natürlich dürfen neben diesen kurzen Episoden, die die Massen zum Lachen bringen, auch ein paar Auszüge aus seinen Romanen „Macho Man“ und „Der Boss“ nicht fehlen. Während in „Macho Man“ und „Der Boss“ ein junger Mann mit seinen atheistischen Eltern auf die türkische Schwiegerfamilie trifft, durften die Zuhörer auch schon einen Auszug aus dem im März erscheinenden Roman hören.
Darin hat der Protagonist aus den vorangegangenen Büchern zusammen mit seiner Frau ein Café eröffnet. Alles klappt gut, lediglich das Anlocken von Gästen gestaltet sich nicht so einfach wie gedacht. Zudem die Gäste die kommen wohl auch nicht die sind, die man sich als Cafébesitzer so wünscht. Wenn ein kleines Kind mit Stiften gegen die Glasscheibe wirft und ein Hund namens Mussolini über die Türschwelle tritt, ist eine gehörige Portion Geduld und Verständnis gefragt.
Lachen und Heiterkeit sind an diesem Abend am Start. Niemand, so scheint es, kann das Atrium die verlassen, ohne mindestens einmal gelacht zu haben. Muntere Gesichter wimmeln schon in der Pause durch die ausverkaufte Halle. Am Ende gehen die meisten Besucher mit einem Lächeln auf den Lippen von dannen.
(*) Linnea Müller absolviert bei der Herbstlese ihr Freiwilliges Soziales Jahr Kultur.
Moritz Netenjakob im Atrium der Stadtwerke
Fotos: Holger John