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Erfurter Herbstlese
Es lebe die Erfurter Herbstlese!
Sept. 15 2013

„Selber lesen macht schlau"

„Selber lesen macht schlau"
„Selber lesen macht schlau"

Hui oder pfui – wenn es um Bücher geht, kennen Sie keine Kompromisse. Haben Sie im Programm der Herbstlese etwas entdeckt, wovor Sie warnen müssen?

Ich bin Literaturkritiker, kein Festivalkritiker. Was als Buch mich eher weniger begeistert, mag als Event ja vielleicht gewinnen. Aber sagen wir mal so: die Ankündigung einer Lesung mit Susanne Fröhlich löst in mir nahezu panische Fluchtinstinkte aus.

Gesetzt, Sie wohnten etwas näher an Erfurt, welche Veranstaltung würden Sie auf gar keinen Fall verpassen?

Zu Monika Marons ungewöhnlich heiterer Geisterbeschwörung der DDR würde ich auf jeden Fall gehen, und wenn der Grandmaster Flash der deutschen Biographen Rüdiger Safranski seine neue Lebensbeschreibung Goethes vorstellt, darf man das auch nicht verpassen. Und auch wenn ich von seinem jüngsten Roman nicht überzeugt bin, würde ich mir Daniel Kehlmann anhören.

Drei unserer Autoren haben es auf die Longlist des Buchpreises geschafft, Clemens Meyer ist unter den letzten sechs. Wie beurteilen Sie den deutschen literarischen Jahrgang 2013?

Ausgesprochen mittelprächtig. Am meisten beeindruckt haben mich bisher Reinhard Jirgl mit „Nichts von euch auf Erden“,  Hans Pleschinski mit „Königsallee“ und die Lyrikerin Sabine Scho mit „Tiere in Architektur.“

Und international?

Da ist im Vergleich zu unserer Nationalliteratur natürlich deutlich mehr zu holen.  T. C. Boyle erweist sich in „San Miguel“ mal wieder als  toller Erzähler, die Krimis der Französin Dominique Manotti, die machtvolle Wiederentdeckung der brasilianischen Autorin Clarice Lispector . . .  Auch im Sachbuch gibt es wirklich sensationelle Bücher – allen voran Christopher Clarks „Die Schlafwandler“.

Brasilien ist das Gastland der Frankfurter Buchmesse. Bei uns ist Adriana Lisboa bereits ausverkauft – ein typisches Gütesigel für die zeitgenössische brasilianische Literatur?

Das ist natürlich ein ungeheurer Literaturraum, den es wirklich zu entdecken lohnt. Ich  komme gerade von der Buchmesse in Rio de Janeiro und bin von der Vielfalt dieser Literatur immer noch begeistert. Allein mit den Klassikern Guimaraes Rose und Machado de Assis sowie der schon erwähnten Clarise Lispector kann man sich den Herbst ganz gut vertreiben.

Wird Brasilien auch bei Ihnen vertreten sein, wenn Sie am 7. Dezember in Erfurt Bücher loben und tadeln? Oder wissen Sie noch nicht, was Sie dann in Ihrem großen Koffer nach Thüringen schleppen?

Der Koffer füllt sich gerade. Aus der brasilianischen Literatur wird auf jeden Fall etwas dabei sein.

Die Herbstlese versteht sich auch ein wenig als Lotse in den Fluten neuer Bücher, die den Handel in der Vorweihnachtszeit überschwemmen. Wie behalten Sie den Überblick?

Selber lesen macht schlau.

Bisher haben Sie für ihre Sendung „Druckfrisch“ im Lager von KNV in Köln gedreht. Der Buchgroßhändler baut gerade sein neues Logistikzentrum im Norden Erfurts. Kommen Sie dann öfter zu uns?

Ich fürchte nicht. Wir drehen in Köln, weil ich dort wohne und die Bücher ja auch irgendwann lesen muss.

Obwohl die Herbstlese Sie in diesem Jahr in einem größeren Auditorium präsentiert, haben die Karten keine Stunde gereicht. Müssen wir mit Ihnen im nächsten Jahr ins Theater?

Wahrscheinlich schulde ich vielen Leuten in Erfurt Geld und die Nachfrage nach den Karten erklärt sich aus der Hoffnung, endlich diese Außenstände einzutreiben . . .

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