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Erfurter Herbstlese
Es lebe die Erfurter Herbstlese!
Mai 04 2020

Vorgestellt von Margarete von Schwarzkopf, Literaturkritikerin und Autorin

Anne Enright „Die Schauspielerin“

Anne Enright „Die Schauspielerin“
Anne Enright „Die Schauspielerin“

Norah ist die Tochter einer einstmals berühmten Frau: Katherine O’Dell, geboren in England, aber durch ihren Namen als Irin identifiziert, erkämpft sich Schritt für Schritt ihre Karriere. Von kleinen Varieté-Theatern über größere Bühnen, dann erste Filme in England, schließlich Hollywood, wo sie in aufwendigen Produktionen erst Neben-, dann Hauptrollen übernimmt. Nebenbei bekommt sie ihre Tochter, deren Vater sie geheim hält. Aber immerhin sagt sie einmal zu Norah, um die sie sich jahrelang nur wenig kümmert, sie sei „ein Wunder“ gewesen.

Zwischen der berühmten Mutter und der Tochter, die sich um ein halbwegs normales Leben bemüht, besteht ein äußerst ambivalentes Verhältnis. Immer im Schatten des Stars, wächst Norah unter recht eigentümlichen Umständen heran. Aber schlimmer noch als zu den Glanzzeiten ihrer distanzierten Mutter wird es, als Katherine O’Dells Stern zu sinken beginnt.

Sie ist knapp Mitte vierzig, aber Hollywood bietet ihr keine großen Rollen mehr, zuhause hat man sie weitgehend vergessen. Da bleibt nur die Flucht in den Alkohol, in die Arme immer neuer Liebhaber und in den allmählichen Wahnsinn. Das erinnert an den Film von Billy Wilder „Boulevard der Dämmerung“. Der Abstieg eines Stars in die Tiefen des Vergessens ist immer wieder ein tragisches Thema.

In Anne Enrights Roman „Die Schauspielerin“ wird Norah, Tochter im Schatten einer egomanen Mutter, allmählich die einzige Person, die diese Mutter in ihrem Sinkflug noch unterstützen kann. Die Rollen der beiden vertauschen sich, die Abhängigkeiten wechseln. Ein überaus komplexes Verhältnis, das Norah nach dem Tod der Mutter reflektiert, eine Art Hassliebe, bei der der zweite Teil des Begriffs letztlich dominiert.

Die irische Schriftstellerin Anne Enright, die unter anderem den Man Booker-Prize errang, schildert in ihren Romanen immer wieder familiäre Beziehungen, vor allem zwischen Müttern und Töchtern. Und jedes Mal gelingt es ihr, daraus eine neue Geschichte mit überraschenden Entwicklungen und ergreifenden Emotionen zu machen.

Vorgestellt von Margarete von Schwarzkopf, Literaturkritikerin und Autorin.
Ein Gespräch mit ihr finden Sie hier.

 

 

Anne Enright „Die Schauspielerin“
Penguin Verlag, 304 Seiten, Hardcover
ISBN 978-3-328-60134-0
22,00 Euro

 

Das Buch kann unter diesem Link bei unserem langjährigen
Partner Hugendubel erworben werden.

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