Ronja von Wurmb-Seibel „Wie wir die Welt sehen"

Was negative Nachrichten mit unserem Denken machen und wie wir uns davon befreien

Nachrichten sorgen gerade so gar nicht für gute Laune. Wie auch, wenn überall so viel Schlimmes passiert und darüber berichtet wird. Also lassen wir´s ganz und schauen einfach keine Tagesschau & Co. mehr? Die schnellen sozialen Medien sind keine Alternative, völlig klar. Deshalb hat mich Ronja von Wurmb-Seibels Sachbuch interessiert und mir tatsächlich dabei geholfen, einen besseren Umgang mit unseren Medien zu finden - anders als so manch aktueller Bestseller zum Thema.

Die 27-jährige Autorin hat als Politikjournalistin für „Die Zeit“ u.a. aus Afghanistan berichtet und ist mit ihrem Kino-Dokumentarfilm „True Warriors“ und dem Erzählband „Ausgerechnet Kabul. 13 Geschichten vom Leben im Krieg“ bekannt geworden. Sie ist also selbst Teil der Medienwelt und weiß, wie Nachrichten funktionieren: nämlich am allerbesten, wenn über Katastrophen berichtet wird, denn die bleiben hängen und werden schneller verbreitet. Von Wurmb-Seibel musste bei ihrer Arbeit mit viel Leid und Frustration fertig werden.

Seit einiger Zeit sucht und findet sie in ihren Geschichten aber immer einen Hoffnungsschimmer. Von allen Seiten nur Schlechtes zu erfahren, geht auch an uns als Nachrichtenempfänger nicht spurlos vorbei, lässt uns schlimmstenfalls depressiv werden oder abstumpfen. Das kann und soll so nicht sein, meint die Journalistin und sieht ihr bestens recherchiertes Buch als „Anleitung zum balancierten Nachrichtenkonsum“. Die Formel dazu nennt sie „Scheiße + X“. Schlechte Dinge (also Scheiße) passieren weiterhin. Mit dem „+ X“ allerdings können wir Ideen entwickeln, um besser damit umzugehen, unsere Sinne schärfen, nach Lösungen suchen und - ganz wichtig - handeln.

Dieser konstruktive Journalismus entwickelt sich gerade als erfreuliches Gegenstück zu Medien wie „Bild“, „Telegram“, usw. Nach jedem Kapitel gibt es praktische Empfehlungen, die mir wirklich dabei helfen, Nachrichten besser einzuordnen und nicht den Mut zu verlieren. So einfach wie wirkungsvoll ist dieser Tipp: Lass Luft dran und geh raus in die Natur. Mach ich!

Vorgestellt von Katja Kemnitz, Assistenz Programmleitung Erfurter Herbstlese