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Jan. 30 2020

Freche Fragen an den Pneumologen Dr. Michael Weber

Helfen Pillen gegen schlechten Schlaf?

Dr. Michael Weber, Facharzt für Innere Medizin und Pneumologie
Dr. Michael Weber, Facharzt für Innere Medizin und Pneumologie

Von Dietmar Grosser

Es wird viel für Wundermittel geworben, die für einen tiefen und gesunden Schlaf sorgen. Das Ganze noch ohne Nebenwirkungen, versteht sich. In den meisten Fällen aber kann eine ernsthafte Besserung nicht nachgewiesen werden oder es spielt der so genannte Placebo-Effekt eine Rolle. Das heißt, dass sich die Patienten einbilden, besser zu schlafen. Wenn es so funktioniert, dann ist ja eigentlich wenig dagegen einzuwenden. Leider aber wird das Geld sehr oft völlig umsonst ausgegeben – die Wirkung steht in keinem Verhältnis dazu. Da gibt es effektivere Wege und jeder kann selbst dazu beitragen, in der Nacht besser zu schlafen.

Natürlich haben viele Thüringer Probleme mit dem Schlaf. Mehr als jeder zweite kann nicht durchschlafen oder kommt erst nach einer längeren Wachphase zur Ruhe. Auch schlafbezogene Atemstörungen machen manchen in einer Weise zu schaffen, so dass sie am Morgen oft matt aufwachen und den Tag über schläfrig sind. Dies kann ernste Schwierigkeiten etwa auf Arbeit oder beim Autofahren mit sich bringen. Die Ursachen hierfür sind – je nach Patient – höchst unterschiedlich. So nehmen mit dem Älterwerden der Gesellschaft auch die Schlafprobleme jedes einzelnen zu. Risikofaktoren können darüber hinaus Übergewicht, Bewegungsmangel sowie Alkohol oder Rauchen sein.

Medikamente sind wirklich nur bei ernsten medizinischen Diagnosen die richtige Wahl, da sie oft genug Nebenwirkungen und Suchtpotential mit sich bringen. Bei ganz normalen Schlafstörungen sollte man sich viel mehr an einfache Spielregeln halten. Dazu gehören ein regelmäßiges zu Bett gehen, eine angenehme Atmosphäre im Schlafzimmer, Temperaturen zwischen 16 und 18 Grad, keine schweren Mahlzeiten sowie der Verzicht auf Kaffee oder Alkohol am Abend. Von allzu langem Mittagsschlaf rate ich ebenfalls ab. Optimal ist eine kurze Schlafpause nach dem Essen zwischen 20 Minuten und einer halben Stunde. Dauert es länger, dann hat man dann am Abend Probleme mit dem Durchschlafen!

Sind Patienten nicht in der Lage, ihre Schlafprobleme aus eigener Kraft zu lösen, dann empfehle ich eine Untersuchung im Schlaflabor. Aus meiner Sicht hat die Schlafmedizin gerade in den letzten 15 Jahren große Fortschritte gemacht, um eine solide Diagnose zu erstellen. Der Aufenthalt in einem solchen Labor dauert zwischen zwei und drei Tagen. Hier werden in der Nacht über sensible Messfühler und Elektroden Bio-Signale wie die Augenbewegung, die Atmung oder der Sauerstoffgehalt des Blutes erfasst. Auch die Schlafposition oder Unruhe etwa in den Beinen können bestimmt werden. Danach fällt es leichter, das Krankheitsbild einzugrenzen. Bei Atemaussetzern (Apnoe) hat sich in problematischeren Fällen eine Atemmaske bewährt. Gute Erfolge bei speziellen Schlafproblemen erzielen auch Spezialkissen, die eine Rückenlage verhindern oder so genannte Unterkiefer-Schienen. Letztere wird gezielt bei Schlafapnoe und Schnarchen eingesetzt. Bei Problemen mit dem täglichen Schlafrhythmus wird auch eine spezielle Licht-Therapie angewendet. Hier wird blaues Licht genutzt, um die Wachphase zu stabilisieren oder anzuregen. Die Lichttherapie hilft beispielsweise morgens dabei, frisch und besser gelaunt in den Tag zu starten. Das blaue Licht sorgt dafür, dass weniger vom Schlafhormon Melatonin ausgeschüttet wird. Umgekehrt wird Melatonin als Medikament dann am Abend verabreicht, wenn Patienten nicht in den Schlaf finden.

Oftmals aber bringen schon ganz einfache Veränderungen im täglichen Leben wie Bewegung, gesunde Ernährung oder Gewichtsabnahme große Fortschritte auf dem Weg zu einem gesunden Schlaf. Es ist immer gut, selbst die Initiative zu ergreifen.

 

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