Letzten Freitag fand der 2. Diary Slam in Erfurt statt - Ein Rückblick
2. Thüringer Diary Slam

2005 fand in Brooklyn die Cringe Night (zu Deutsch "Schäm-Nacht") statt, ein Format, welches man heute als Diary Slam kennt. Hierbei lesen unterschiedliche Menschen Einträge aus ihren Tagebüchern. Ganz ähnlich wie bei einem Poetry Slam treten mehrere Poeten gegeneinander an, und das Publikum entscheidet durch Applaus, welche persönliche Geschichte die beste des Abends ist.
Zehn Jahre später hat Vivien Schötz im Rahmen ihres Freiwilligen Sozialen Jahres im Bereich Kultur bei der Erfurter Herbstlese den ersten Thüringer Diary Slam ins Leben gerufen. 2016 wurde diese Veranstaltungsreihe von Friederike Zimmermann fortgesetzt, und so fand am 29. April der 2. Thüringer Diary Slam in der Franz Mehlhose statt.
Durch den Abend führte AIDA vom Highslammer e.V., eingeleitet wurde die Veranstaltung von der Siegerin aus dem Vorjahr Lydia Kuhnt. Sie las aus ihren Tagebüchern, in der sie ihre Jugend in den 1940er Jahren beschrieb.
In der ersten Runde traten Friedrich Herrmann, Martin Geier und Daniel Schechtel auf. Friedrich beschrieb erste Erfahrungen mit Mädchen und die Ereignisse vom 11. September 2001. Daniel thematisierte Missverständnisse durch argentinische Wangenküsse. Als dritter sprach Martin Geier über seine Zweifel mit sich und der Welt während der Ausbildungszeit.
In der zweiten Vorrunde begann Jakob Brückner und berichtete über seine Erlebnisse als Pizzabote. Martin Renius' Tagebucheinträge waren durchmischt von Aphorismen und kurzen Anekdoten.
In der dritten Runde las die 14Jährige Emma-Lotta Purho über Erlebnisse mit Jungs, die sie zur Anonymisierung nummerierte. Was den Moderator AIDA nicht davon abhielt, einen Blick über ihre Schulter zu werfen und dem Publikum einen Namen zu verraten. Den Schluss der dritten Vorrunde machte Carolin Seeling mit Passagen aus ihrem Reisetagebuch, das sie während ihres Auslandssemesters in Indonesien schrieb.
Im Finale lasen Martin G., Jakob und Emma weitere Passagen aus ihren Tagebüchern vor. Anschließend wählte das Publikum durch Applaus Martin G. zum Gewinner des 2. Thüringer Diary Slams. Als Preis gab es einen roten, mystischen Umschlag. Doch bei der Erfurter Herbstlese geht niemand leer aus, jeder Teilnehmer bekam ein neues Tagebuch. Schließlich müssen Geschichten fortlaufend niedergeschrieben werden, damit es auch nächstes Jahr wieder einiges zum Vorlesen gibt.