Premiere für die Reihe „Neu aufgeblättert“ am 6. Dezember im Kultur: Haus Dacheröden
Barbara Auer liest Annette Kolb
Am 6. Dezember um 20 Uhr startet das Kultur: Haus Dacheröden in eine neue Reihe. Mit „Neu aufgeblättert“ setzt Herbstlese-Programmchefin Monika Rettig auf die Neugierde und Entdeckerlust der Literaturfreunde. Alle zwei, drei Monate sollen vergessene Autoren wiederentdeckt und bisher unveröffentlichte Texte beliebter Schriftsteller präsentiert werden. Nicht zuletzt soll es auch um Aufsehen erregende Neuübersetzungen klassischer Texte gehen, kündigte Monika Rettig jetzt in Erfurt an.
Zur Premiere der Reihe steht Annette Kolb (1870-1967) im Mittelpunkt, die als literarische wie politische Weltbürgerindie erneute Aufmerksamkeit des Publikums verdient. Ihr Werk gilt den wenigen Kennern als eigensinnig; von den ersten Prosaskizzen 1899 bis zu den letzten Einmischungen in zeitbezogene Debatten als 95-jährige zeigte sich die Autorin stets als kritische Beobachterin ihrer Zeit.
Für den Abend konnte die Schauspielerin Barbara Auer als Vorleserin gewonnen werden, freut sich Monika Rettig. Ihr gelang mit der Hauptrolle in der Erich Loest-Romanverfilmung „Nikolaikirche“ der Durchbruch, sie war zudem unter anderem im ZDF-Dreiteiler „Krupp – Eine deutsche Familie“, in Matti Geschonnecks „Das Ende einer Nacht“ oder im ARD-Fernsehfilm „Mona kriegt ein Baby“ zu sehen.
Leben und Werk Annette Kolbs werden an diesem Abend von Hiltrud und Günter Häntzschel vorgestellt, den Herausgebern der neuen Edition der Werke Kolbs. Zudem kommt auch der Schriftsteller Albert von Schirnding, der Annette Kolb noch persönlich kannte, in das Kultur: Haus Dacheröden.
Karten für 10 Euro( ermäßigt 8) können in der Herbslese-Geschäftsstelle (Haus Dacheröden, Anger 37) oder online unter www.herbstlese.de erworben werden. Die Veranstaltung findet als Kooperation mit der Wüstenrot Stiftung und der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung statt.
Hintergrund Annette Kolb:
Die kleine Grande Dame der deutschen Literatur und Verfasserin graziös-geistvoller Romane wollte Rainer Maria Rilke für „Das Exemplar“, erschienen im Jahr 1913, „mit Blumen überschütten“. Die Autorin sensitiver Essays und Biographien (Schubert, Mozart) war als Tochter eines königlich-bayrischen Gartenbauarchitekten und einer Pariser Pianistin auf „die Fahnen beider Länder vereidigt“. Sie lebte, redete und schrieb in Frankreich und Deutschland und für beider Versöhnung. 1933 genügte ihr das Anhören von Hitlers Stimme, sich zur Auswanderung von Deutschland nach Frankreich zu entschließen. Aus New York kam sie 1945 zurück und wohnte fortan wechselnd in Paris, Badenweiler und München. In der Literatur lebt die Liebenswerte auch als Figur weiter: Thomas Mann hat sie als „Annette Scheurl“ im „Doktor Faustus“ porträtiert und so literarisch verewigt.