Beide sind in der kommenden Woche zu Gast bei der Herbstlese
Begegnungen mit Fricke und Kurkow
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Die diesjährige Herbstlese ist mit der Frage „Die Zeit heilt alle Wunden?“ überschrieben. Ein zutiefst literarisches Thema, wie die beiden Bücher von Lucy Fricke und Andrej Kurkow belegen. Beide stellen sich in der kommenden Woche ihrem Erfurter Publikum. Während die Handlung in Frickes Roman in der jüngeren Vergangenheit vor allem in der Türkei spielt, entführt Kurkow die Leserinnen und Leser in seinem Krimi in die Ukraine des Jahres 1919. Beide Bücher zeigen, was Menschen einander anzutun vermögen, aber auch, dass das Böse, ob nun in der Form von Gewalttätigkeit oder nur zynischer Routine, nicht zwangsläufig das letzte Wort haben muss.
„Eine Diplomatin ohne Geduld ist berufsunfähig,“ sagt Lucy Fricke über ihre Protagonistin Fred, die es weit gebracht hat. Aber irgendwann verliert sie den Glauben an ihren Beruf. Das passiert in der Türkei, ihrer bisher größten Herausforderung. Hier erlebt sie als Konsulin in Istanbul, wie immer öfter auch Menschen mit deutschem Pass, die sich etwa in Deutschland für Kurden einsetzen, in der Türkei unter Terrorverdacht geraten.
Zwischen Justizpalast und Sommerresidenz, Geheimdienst und deutsch-türkischer Zusammenarbeit, zwischen Affäre und Einsamkeit stößt sie nicht nur an die Grenzen von Freundschaft, Rechtsstaatlichkeit und europäischer Idee, sondern auch an die Grenzen dessen, was sie in ihrer Rolle bewirken kann.
Andrej Kurkows neues Buch, ein historischer Kriminalroman, entstand deutlich vor dem russischen Überfall auf die Ukraine. Jetzt liegt er auch auf Deutsch vor. Er spielt in der Zeit, als in der Ukraine Bürgerkrieg herrscht: Die Bolschewiki haben Kiew zwar erobert, aber noch nicht vollends unter Kontrolle.
Der junge Samson hat seine ganze Familie verloren und gerät eher zufällig in den Polizeidienst der neuen Staatsmacht. Sein erster Fall ist äußerst mysteriös: Ein abgeschnittenes Ohr und ein Knochen aus reinem Silber geben ihm Rätsel auf. Und er verliebt sich – in die glühende Kommunistin Nadjeschda.
Entstanden ist ein charmanter Roman mit dem typischen Sinn des Autors für das Groteske und Skurrile. Aber natürlich spricht Andrej Kurkow bei seiner Lesung auch über die aktuelle Situation in der Ukraine, die dem gebürtigen Russen schon vor langer Zeit zur Heimat wurde.
Lucy Fricke liest
aus ihrem Roman „Die Diplomatin“
Moderation: Julia Maronde
Montag, 17. Oktober 2022, 19.30 Uhr
Kultur: Haus Dacheröden, Anger 37, 99084 Erfurt
Tickets: 12,00 Euro (ermäßigt 10,00 Euro)
Andrej Kurkow liest
aus seinem Kriminalroman
„Samson und Nadjeschda“
Moderation: Hanno Müller
Dienstag, 18. Oktober 2022, 20.15 Uhr
Buchhandlung Hugendubel, Anger 62, 99084 Erfurt
Tickets: 12,00 Euro (ermäßigt 10,00 Euro)
Das vollständige Programm ist auf den Websites der Herbstlese und des Ticketshops Thüringen einzusehen. Tickets können gebucht und gekauft werden im Kultur: Haus Dacheröden, bei Hugendubel am Anger und im Thüringen-Park sowie an allen VVK-Stellen des Ticketshops (Pressehäuser, Tourist-Infos etc.).