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Erfurter Herbstlese
Es lebe die Erfurter Herbstlese!
März 21 2014

Einfach Wumbaba

"Coffee to go jetzt auch zum Mitnehmen" - es sind Bekanntmachungen wie diese, die Axel Hacke zu großer Form auflaufen lassen. Foto: Viadata
"Coffee to go jetzt auch zum Mitnehmen" - es sind Bekanntmachungen wie diese, die Axel Hacke zu großer Form auflaufen lassen. Foto: Viadata

Kurz vor Beginn nagt eine kleine Sorge am Veranstalter. Was, wenn Axel Hacke am Abend nur aus seinem brandneuen, erst vorige Woche erschienenen Band „Fußballgefühle“ vorträgt? Nichts gegen das jüngste Opus des Wahlmünchners, aber es sind doch eine ganze Menge Frauen im Saal. Die stehen zwar auf Emotionen und den ganzen Herzschmerz, aber auch in Verbindung mit Fußball? Keine Angst, erklären die Hacke-Kenner. Der Axel liest doch nie nur aus einem Buch, der bietet doch sein ganz eigenes, sein Potpourri.

Was für ein Wort, so richtig aus der Mitte des Hackeschen Unwort-Universums. Potpourri kommt aus dem Französischen und bedeutet eigentlich „verfaulter Topf“. Ihm werden mehrere Bedeutungen zugeschrieben, von denen eine direkt auf den Herd zielt. Mehrdeutigkeit und was aus der Küche − das ist die Rezeptur, aus der Axel Hacke seine Sprachshakes braut. Dünnes Eis also, das Monika Rettig bei der Begrüßung des Gastes lässig umgeht. Das Publikum, so ihre Ankündigung, dürfe einen Abend nach dem „Prinzip Wundertüte“ erwarten.

So kann man es auch sagen, nein, so muss man es sagen. Die Kenner im Saal, und viele erleben den Wortpathologen nicht zum ersten Mal, wissen das. Und Axel Hacke, um beim Neudeutschen zu bleiben, liefert.

Der Abend beginnt mit den „Fußballgefühlen“, verweilt dann beim Sprachirrwitz ausländischer Speisekarten, an deren Wortschöpfungen sich die Zuhörer nicht satthören können (apropos hören: der Rudi Völler, der „diesen Käse nicht mehr hören kann“, ist unumstritten einer der Höhepunkte im Audimax) , geht in die Pause, setzt wieder mit dem Fußball ein und findet mit der Hitparade der Verhörer sein Finale. Dann noch eine Zugabe und Schluss.

Was sich wirklich hinter diesen dürren Worten an Witz und Esprit, Klugheit und überraschender Wendung verbirgt, kann nur verstehen, wer sich schon einmal so furios unterhalten ließ. Einen Abend mit Axel Hacke zu beschreiben, ist wie eine Komödie nachzuerzählen: Besser, man geht selbst in den Film und erfährt, wieso aus den Wiesen der weiße Neger Wumbaba steigt, was der Knabe in der Pflaumensoße treibt und warum die Angehörigen der Westgruppe der Sowjetischen Streitkräfte der Leberworscht so inbrünstig gesanglich huldigten.

Eines blieb dann aber doch offen. Wer schon einmal in einem Stadion war, ja selbst, wer ein Fußballspiel bisher nur vor dem Fernseher verfolgte, weiß um diese bohrende Frage: Was, zum Teufel, singen die Fans da nur? Aufklärung tut Not. Axel Hacke: Übernehmen Sie! Die Resultate Ihrer Recherche werden wieder Säle füllen – auf alle Fälle in Erfurt.

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