Nina Blazon entführt ihre jungen Leser auf die Insel der Wikinger - und der Elfen
Isländische Elfen und gammliges Haifleisch
Von Linnea Müller (*)
„Gammliges Haifleisch schmeckt wie salziger Radiergummi.“ Nein, das ist kein Nachsatz einer kuriosen Mutprobe, sondern eine Erfahrung, die Nina Blazon auf Island machte. Dort spielt der neue Fantasy-Roman „Silfur“ der Kinder- und Jugendbuchautorin, den sie bei der Erfurter Herbstlese vorstellt.
Fabio und Tom, die zwei Protagonisten, verbringen zusammen mit ihren Eltern drei Wochen Sommerferien auf Island. Dort stoßen sie nicht nur auf besagtes gammliges Haifleisch, sondern auch auf Elín. Sie ist die Tochter der Vermieterin und nicht gerade glücklich über die Tatsache, dass die beiden Jungs nun drei Wochen in ihrem Zimmer wohnen dürfen – während sie bei ihrem Onkel wohnen muss.
Die zwei Jungs werden von ihr bei einer Schnitzeljagd durch Reykjavik geschickt, um zahlreiche Mutproben zu erfüllen. Dabei fallen Fabio immer öfter auffällig angezogene Jungen und Mädchen auf, die außer ihm niemand zu sehen scheint. Kann es möglich sein, dass die Geschichten, die man sich auf Island über Elfen erzählt, wahr sind? Der sonst eher unscheinbare Fabio sieht sich plötzlich einer neuen Aufgabe gegenüber: Er wird zum Vermittler zwischen der Welt der Elfen und den Menschen.
Alle Orte, die sich in Nina Blazons Buch befinden, hat sie auf Island besucht. Ein paar Wochen verbrachte sie auf der Insel. Sie machte dabei nicht nur Bekanntschaft mit interessanten Spezialitäten, sondern auch mit den vielen Geschichten, die dort über die Elfen erzählt werden. So gibt es auf Island eine Elfenberaterin, die eine Landkarte besitzt, auf der alle Orte, an denen Elfen leben, verzeichnet sind.
Die Kinder, die zu ihrer Lesung aus „Silfur“ in die Kinder- und Jugendbibliothek gekommen sind, staunen nicht schlecht, als Nina Blazon von einer Straße erzählt, die nicht geradeaus geht, weil sich dort ein Elfenfelsen befindet, und die Straße deshalb einen Knick macht. Aufmerksam lauschen alle Anwesenden der ruhigen und verzaubernden Stimme der Autorin.
Kein Laut aus dem Publikum ist zu hören, bis am Ende der Lesung die Kinder an der Reihe sind: „Haben Sie gammliges Haifleisch gegessen wie Fabio und Tom im Buch?“ und „Warum heißt das Buch „Silfur“?“ – Fragen wie diese lassen nun nicht lange auf sich warten. Auch, als Nina Blazon erklärt, dass sie auf Isländisch Nina Thomasdottir heißen würde, kichern einige. An den grübelnden Gesichtern erkennt man, dass die eine oder der andere überlegt, wie sie auf Isländisch wohl heißen würden. Im Isländischen setzt sich der Nachname aus dem Vornamen des Vaters und dottir für Tochter oder son für Sohn zusammen.
Als es zum Signieren geht, möchte jedes Kind noch einmal hören, wie man den Titel des Buches richtig ausspricht, denn das isländische Wort „Silfur“, was Silber bedeutet, erweist sich als ein nicht so leicht auszusprechendes Wort. Ein Mädchen berichtet stolz, dass sie das Buch gleich nächste Woche bei einer Buchvorstellung in der Schule vorstellen möchte. So manches Buch findet nach ihr den Weg vom Büchertisch ins Kinderzimmer.
(*) Linnea Müller absolviert gerade ihr Freiwilliges Soziales Jahr Kultur bei der Erfurter Herbstlese.