Aribert Janus Spiegler liest aus Kathrine Kressmann Taylor „Adressat unbekannt“
Lesung zur Ausstellung

Aktuell sind im Kultur: Haus Dacheröden Fotos von Aribert Janus Spiegler zu sehen. Sie dokumentieren symbolische Gleisbesetzungen der Erfurter Band „The String Company“, die mit „Stillen Konzerten“ an die Deportation von Millionen Menschen – Juden und Jüdinnen, Sinti und Roma – erinnern möchte. Darunter waren auch 877 jüdische Mitmenschen aus Thüringen, die im Mai und September 1942 in die Vernichtungslager der Nazis verschleppt wurden.
An diese Ereignisse vor 80 Jahren will „The String Company“ an historischen Orten erinnern: beispielsweise in der durch Brandstiftung zerstörten Viehauktionshalle in Weimar, wo die Menschen in der Nacht zum 10. Mai 1942 grausame Demütigungen erlitten, und auf dem Gelände des Güterbahnhofs in Erfurt. Von hier wurden die Verbrennungsöfen der Erfurter Firma Topf & Söhne nach Auschwitz transportiert, die damit das industrielle Töten von Menschen perfektionierte.
Diese Momente des musikalischen Erinnerns hat Aribert Spiegler in seinen eindrücklichen Aufnahmen festgehalten. Seine Fotografien sind Zeitzeugen der Gegenwart und mit ihrem Blick zurück zugleich auch Mahnung für heute und eine Zukunft, die durch den Krieg in der Ukraine wieder ein Stück weit unvorhersehbarer und wohl auch bedrohlicher geworden ist.
Mit einer Lesung im Kultur: Haus Dacheröden möchte Aribert Spiegler sein Anliegen vertiefen. Er hat sich dafür Kathrine Kressmann Taylors „Adressat unbekannt“ ausgesucht. Der Briefroman aus dem Jahr 1938 handelt vom Ende einer Freundschaft zweier deutsch-amerikanischer Geschäftsleute zu Beginn der NS-Herrschaft. Der Text zeigt eindringlich, wie das Gift nationalsozialistischer Ideologie eine Freundschaft ruiniert; es ist die Geschichte eines feigen Verrats und seiner eiskalten Vergeltung.
Ausstellung und Lesung sind Teil des Projektes „Bücher aus dem Feuer“, das sich gegen das Vergessen der Bücherverbrennung in Erfurt 1933 sowie der Deportationen von Jüdinnen und Juden aus Thüringen wendet. Daran sind neben dem Kultur: Haus Dacheröden die Stadt- und Regionalbibliothek, die „Omas gegen Rechts“, die Schotte, der Erinnerungsort Topf & Söhne, der egapark Erfurt und das Deutsche Gartenbau Museum beteiligt.
Samstag, 28. Mai, 19.30 Uhr
Kultur: Haus Dacheröden, Anger 37, Erfurt
Eintritt: 8,00 Euro, ermäßigt 6,00 Euro
Vor der Lesung kann die Ausstellung besichtigt werden.
Kartenverkauf bei der Erfurter Herbstlese im Kultur: Haus Dacheröden (dacheroeden.de, Tel.: 0361-644 123 75), dem Ticketshop Thüringen (ticketshop-thueringen.de, Tel.: 0361-227 5 227) sowie bei Hugendubel am Anger und im Thüringen-Park.