Der neue Ereigniskanal "Caroline TV" ist mit seinem ersten Beitrag auf Sendung
Premiere mit Ingo Schulze
Wie viele Veranstaltungen fiel auch die Erfurter Frühlingslese mit Ingo Schulze den Vorsichtsmaßnahmen gegen das Coronavirus zum Opfer. Schweren Herzens musste der am 18. März geplante Abend in der Buchhandlung Hugendubel abgesagt werden. Vielleicht, so der Trost, lässt sich ja die eine oder andere Lesung im Herbst nachholen.
Aber könnte man die Lesung nicht ins Internet verlegen? Der Autor war dafür, auch die Friedrich-Ebert-Stiftung, der Kooperationspartner, sagte schnell ihre Unterstützung zu. Es blieben Fragen nach der technischen Umsetzung, die rasch gelöst wurden. Nur einige Tage nach der ersten Idee und einen taufrischen Youtube-Kanal später kam Ingo Schulze nach Erfurt. Ausgestattet mit einem „Passierschein“ der Frühlingslese, der ihm eine dringend nötige Anwesenheit im Kultur: Haus Dacheröden bescheinigte.
Wie ursprünglich vorgesehen, stellte der Schriftsteller seinen neuen Roman „Die rechtschaffenen Mörder“ im Gespräch mit Romy Gehrke vom MDR vor. Das fehlende Publikum – zwei Techniker und ein Fotograf mussten es ersetzen – tat der Qualität der Lesung dennoch keinen Abbruch. Davon können sich Literaturfreunde weltweit ab sofort selbst ein Bild machen. Der Link lautet: https://youtu.be/Fg_DxAW8ZNA
Der Premiere sollen weitere virtuelle Angebote folgen. Die stehen aber nicht nur unter technischem Vorbehalt. Die Ebert-Stiftung hatte für das erste Mal dankenswerter Weise die Kosten für die Aufzeichnung und das Honorar übernommen, freute sich Festivalchefin Monika Rettig. Wie dieses Angebot aber finanzieren, wenn die Eintrittsgelder zur Refinanzierung ganz entfallen? „Wir arbeiten daran“, verspricht sie.
Autoren, Technik, Dienstleister – es geht, wie so oft, ums Geld. Das sitzt dieser Tage auch im Kultur: Haus Dacheröden alles andere als locker. Bleiben alle Veranstaltungen verboten, rutscht der Herbstlese-Verein auch mit der Frühlingslese in die roten Zahlen. Wir wollen nicht klagen, sagte Vereinschef Dirk Löhr. Sorgen mache die Situation aber schon, fügte er hinzu. Jetzt sei eben Kreativität und Flexibilität gefragt – und das auf allen Seiten.
Ob der neue Kanal seinen Namen behält, wann der nächste Beitrag kommt und wer als nächster Gast begrüßt werden kann – all diese Fragen sind offen.
Ideen dazu sind über herbstlese@herbstlese.de gern gesehen.