EIN PERSÖNLICH-ANALYTISCHER BLICK AUF DEN OSTEN

Die Zeit des Wartens hat für Tobias Knoblich ein Ende
In dieser Woche erreichte ihn das erste Exemplar seines Buches „Osten als Passage“. Was als spontane essayistische Reaktionen auf die Fotografien seines Freundes Mathias Kubitza begann, hat sich für ihn mehr und mehr als literarisches Projekt entpuppt. Nach vielen Änderungen sind die Texte entschieden persönlicher geraten. Statt kulturpolitisch distanziert hat sich der frühere Erfurter Kulturdezernent an vielen Stellen für den privaten Blick entschieden und die Ich-Perspektive gewählt. Keine Frage, das Buch ist ein anderes geworden als das avisierte, das er im September 2023 auf der Sommerbühne im Kultur: Haus Dacheröden vorgestellt hatte.
In den 47 miteinander verknüpften Texten lässt der Autor aber weiter seine analytischen Reflexionen einfließen. Der kritische Ton widerspricht gängigen Narrativen, die Ostdeutschland oft als ideologisch geschädigt darstellen. Statt Nostalgie oder Verharmlosung beleuchtet Knoblich die vollwertigen Lebensrealitäten der Menschen in der DDR. Er beschreibt sowohl tragische Erlebnisse wie den Suizid eines Onkels als auch die Eigenheiten des Alltags. Knoblichs Essays untersuchen die asymmetrische Einheit Deutschlands und kritisieren die ideologischen Glaubenssätze des DDR-Sozialismus. Dabei rückt der Autor die Perspektiven von Ostdeutschen und deren komplexe Identitäten in den Mittelpunkt, um ein differenziertes Bild der Region zu zeichnen.
Tobias J. Knoblich, Dr. phil., geboren 1971 in Zwickau, wuchs bei seinen Großeltern auf. Er lernte Fagott, später Verkehrskaufmann und studierte an der Humboldt-Universität zu Berlin Kulturwissenschaft. Der Promotion an der Universität Hildesheim folgten Tätigkeiten als Referent im Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst und als Geschäftsführer des Landesverbandes Soziokultur Sachsen. Von 2011 bis 2018 war er Erfurter Kulturdirektor, seit 2019 Dezernent für Kultur und Stadtentwicklung der Landeshauptstadt. Der Präsident der Kulturpolitischen Gesellschaft ist inzwischen Staatssekretär im Thüringer Infrastrukturministerium.
Die Erfurter Frühlingslese präsentiert:
„Osten als Passage“
Essays von und mit Tobias J. Knoblich
Mittwoch, 23. April 2025, 19.30 Uhr
Kultur: Haus Dacheröden, Anger 37, 99084 Erfurt
Eintritt 10,00 Euro (ermäßigt 8,00 Euro) im Vorverkauf
sowie 12,00 Euro (ermäßigt 10,00 Euro) an der Abendkasse
Karten gibt es in der Herbstlese-Geschäftsstelle im Kultur: Haus Dacheröden, bei Hugendubel am Anger und im Thüringen Park sowie bei allen VVK-Stellen des Ticketshop Thüringen; dazu im Internet über die Webseiten herbstlese.de und ticketshop-thueringen.de.