EINE REISE MIT NADINE PUNGS NACH SAUDI-ARABIEN
Jahrzehntelang verschlossen, erlebt Saudi-Arabien einen epochalen Wandel. Greifbarer Ausdruck der Veränderungen ist die Reformagenda „Vision 2030“, die von Kronprinz Mohammed bin Salman vorangetrieben wird. Sie hat zum Ziel, die Abhängigkeit des Wüstenstaats vom Öl zu reduzieren, die Wirtschaft zu diversifizieren und soziale Öffnungen zu fördern. Dazu zählt die plakative Lockerung der Trennung der Geschlechter und die Stärkung der Rechte von Frauen. Es ist ihnen erlaubt, ein Auto zu steuern, ohne männliche Begleitung zu reisen und sich beruflich stärker zu engagieren.
Gleichzeitig investiert das Königreich massiv in den Ausbau von Kultur-, Unterhaltungs- und Tourismussektoren, um neue wirtschaftliche Impulse zu setzen. Dazu gehören Großprojekte wie die futuristische Stadt Neom und das Red Sea-Project – ein ambitioniertes Vorhaben zur Entwicklung eines luxuriösen, nachhaltigen Tourismusgebiets an der Küste des Roten Meeres.
Dennoch bleiben aus Sicht von Kritikern politische Freiheiten weiterhin stark eingeschränkt. Kritik an der Regierung wird hart bestraft. Das Vormundschaftssystem für Frauen ist nur zum Teil reformiert worden.
Nadine Pungs ist diesen Widersprüchen auf der Spur. Ausgiebig hat sie den Golfstaat allein bereist – von der Hafenstadt Dschidda bis zur Hightech-Metropole Riad, von der antiken Schatzkammer al-Ula bis zur heiligen Stadt Medina lernte sie besonders die weibliche Seite des Landes kennen. Sie gewann exklusive Einblicke, die männlichen Reisenden in der Regel verwehrt bleiben. Die profunde Arabien-Kennerin, die bereits alle Länder der Region bereist hat, traf auf ihrer Reise durch Saudi-Arabien unter anderem eine feministische Koranlehrerin und eine lesbisch lebende Ingenieurin. Aber sie begegnete auch einem Prinzen und einem kleinen Jungen, der aus dem benachbarten Jemen floh. Klarsichtig und anrührend erzählt Nadine Pungs Geschichten, wie sie in den Nachrichten eher selten vorkommen.
„Nadine Pungs öffnet den Blick für ein faszinierendes Land, ohne seine Schattenseiten zu übersehen“, meinte Deutschlandfunk Kultur. „Einfühlsam, kritisch und voller Respekt – Pungs gelingt es, leise Stimmen laut werden zu lassen“, befand die Süddeutsche Zeitung.
Am Dienstag ist Nadine Pungs im Rahmen der Reisereihe „Dacheröden on Tour“ in Erfurt zu erleben. Das Publikum erwartet ein Abend über ein Land im Umbruch – zwischen Fortschritt, Kontrolle und leiser Rebellion.
Nadine Pungs, 1981 im Rheinland geboren, studierte nach Angaben ihres Verlags Germanistik und Geschichte. Als Kleinkünstlerin spielte sie am Theater und organisierte Comedyshows, heute arbeitet sie als freie Autorin. Auf der Suche nach Intensität und Schönheit zieht es sie immer wieder in die Welt, häufig in den Nahen Osten. Von ihren Begegnungen und Beobachtungen erzählt sie in Büchern und in Vorträgen. Bei Malik erschienen von ihr „Das verlorene Kopftuch. Wie der Iran mein Herz berührte“ und „Meine Reise ins Übermorgenland. Allein unterwegs von Jordanien bis Oman“.
Karten gibt es in der Herbstlese-Geschäftsstelle im Kultur: Haus Dacheröden, bei Hugendubel am Anger und im Thüringen Park sowie bei allen VVK-Stellen des Ticketshop Thüringen; dazu im Internet über die Webseiten herbstlese.de und ticketshop-thueringen.de.