Nach der Herbst- ist vor der Frühlingslese

Pressemitteilung
today Donnerstag, 05.12.2024
Hape Kerkeling füllte zur Herbstlese locker das Große Haus im Theater Erfurt. (Foto: Lutz Edelhoff)

Im Jahre 1877 reimte Wilhelm Busch die Zeilen: „Einszweidrei, im Sauseschritt läuft die Zeit; wir laufen mit.“ Fast 150 Jahre später finden diese Worte treffliche Anwendung auf die Erfurter Herbstlese. Gefühlt gerade erst begonnen, ist sie schon wieder Geschichte; wie es die Tradition gebietet mit Denis Scheck und seinem Parforceritt durch die Neuerscheinungen der Bücherwelt 2024. Zeit für Entzugserscheinungen bleibt aber kaum. Am 7. Dezember gehen die ersten Lesungen für das Frühjahr in den Vorverkauf. Im Abschluss dieser erfolgreichen Saison klingt indes auch ein wenig Wehmut mit.

Es ist die letzte, die Monika Rettig als Programmchefin begleitet hat. Im kommenden Jahre möchte sie zwar noch die 2025er Ausgabe des Literaturfestivals vorbereiten, im Juli findet ihr Erwerbsleben mit dem verdienten Ruhestand allerdings sein Ende. Seit 2012 liefen die Fäden der Herbstlese bei ihr zusammen. Mit einem beachtlichen Erfolg, den auch die Pandemie im Rückblick nicht trüben konnte. Vor allen statistischen Daten zu den diesjährigen Lesungen gilt es daher zunächst Dank zu sagen; für Jahre außerordentlich verantwortungsvoller Arbeit, für den gelungenen Schulterschluss mit dem Publikum und die wunderbare Atmosphäre, die Monika Rettig um sich herum für ihr Team schuf. Die letzten Monate haben noch einmal gezeigt, wie schwer sie in Erfurt zu ersetzen sein wird. „Ich wiederhole mich, aber ich glaube nicht, dass das möglich ist“, blickt Herbstlese-Vereinschef Dirk Löhr in die nahende Zukunft. Natürlich wird es die Herbstlese auch weiterhin geben, „aber das Festival wird ein anderes sein“, fügt er hinzu.

Für 2024 haben sich die anstrengenden Wochen für Monika Rettig und ihr Team außerordentlich gelohnt. Nach den bedrückenden Jahren der Pandemie und dem schwierigen Wiederbeginn konnte die Herbstlese ihren Aufwärtstrend fortsetzen. Lag die Auslastung 2022 noch bei 65 Prozent, lief es nach 85 Prozent im vergangenen Jahr in dieser Saison mit 89 Prozent sogar noch etwas besser. Auch die Zahl der verkauften Tickets lag mit 12.675 über dem Vorjahreswert von knapp 12.000 Besucherinnen und Besucher.

Dabei war die Menge der Veranstaltungen mit 48 Terminen etwas rückläufig. Durchaus geplant, erklärt Dirk Löhr. In den kommenden Jahren will der Herbstlese-Verein, der sich seit 2017 mit großem Erfolg im Kultur: Haus Dacheröden engagiert, mehr und mehr ein Jahresprogramm anbieten. „Die Herbstlese wird als Festival aber immer deutlich als eines der wichtigsten kulturellen Angebote der Thüringer Landeshauptstadt zu erleben sein“, verspricht er.

Dafür soll auch in Zukunft die gute Mischung aus bekannten Namen und literarischen Newcomern sorgen. Für Monika Rettig kam 2024 noch die verdiente Würdigung dreier Jahrhundertautoren hinzu: Uwe Johnson mit einer szenischen Lesung aus den „Jahrestagen“ mit Charly Hübner, Ninon Gloger und Caren Miosga, Franz Kafka mit „Amerika“, unnachahmlich interpretiert von Sven Regener, und zudem noch Thomas Mann. 100 Jahre nach der Veröffentlichung des Mann‘schen „Zauberberges“ stellte Heinz Strunk bei einer Weltpremiere seine Sicht „Zauberberg 2“ vor

Zwei Vorlesende hatten es auf die Shortlist für den Deutschen Buchpreis geschafft. Leider reichte das Daumendrücken für Clemens Meyer und Iris Wolff nicht ganz. Zudem wurden bewährte Reihen wie der Debütantensalon, das Gemischte Doppel, Gysi trifft in Erfurt… oder der Highslammer fortgesetzt. Mit Håkan Nesser und John Strelecky hatte Monika Rettig dazu zwei international sehr bekannte Autoren nach Erfurt geholt.

Als Erfolg stellte sich auch das Vorziehen des Vorverkauf-Startes auf Mitte Juni heraus. Er wurde vom Publikum positiv aufgenommen, erlaubte bessere interne Abläufe und sorgte letztlich für die sehr gute Auslastung, fasst Monika Rettig die Erfahrungen des Premierenjahres zusammen. Eine Konsequenz daraus ist, dass – anders als in der Vergangenheit – nicht nur ausgewählte, sondern alle bereits verfügbaren Veranstaltungen für das Frühjahr schon jetzt angeboten werden.

„Für viele, die noch nach einem passenden Geschenk für das Weihnachtsfest suchen, ist da bestimmt etwas dabei“, meint die Programmchefin.

Insgesamt 12 Termine stehen ab Samstag (7. Dezember) zunächst zur Auswahl, bevor das Gesamtprogramm Anfang Februar veröffentlich wird. Höhepunkte sind aus Sicht von Monika Rettig die Abende mit Bjarne Mädel und Sven Stricker, Stefan Schwarz mit zwei aktuellen Büchern im „Doppelpack“ und das Duo Gregor Gysi und Peter-Michael Diestel.

Dazu stellt die frühere Erfurter Stadtschreiberin Isabella Straub ihren neuen Roman vor, den sie in Erfurt fertiggestellt hat. Mit Tore Renberg aus Norwegen wird das Gastland der Leipziger Buchmesse 2025 aufgegriffen, und auch das Jubiläum 500 Jahre Bauernkrieg hat seinen Platz im Programm gefunden.

Tickets zur Erfurter Frühlingslese 2025 können gebucht und gekauft werden ab dem 7. Dezember 2024 im Kultur: Haus Dacheröden, bei Hugendubel am Anger und im Thüringen-Park sowie an allen VVK-Stellen des Ticketshops (Pressehäuser, Tourist-Infos etc.).
Öffnungszeiten Kultur: Haus Dacheröden:
Dienstag bis Freitag von 12-17 Uhr und Samstag von 10-17 Uhr