Willkommen und Abschied bei der Erfurter Herbstlese

Von links nach rechts: Galina Haak, Juliane Güttler, Monika Rettig und Dirk Löhr
(Foto: Lutz Edelhoff)
Nach fast 14 Jahren als Chefin der Erfurter Herbstlese wechselt Monika Rettig Ende Juli in den wohlverdienten Ruhestand. Zuvor stellt sie am 11. Juni letztmalig ihr Programm für Thüringens wichtigstes Literaturfestival vor. Zudem will sie die verbleibenden zwei Monate für einen möglichst reibungslosen Übergang der Amtsgeschäfte an Galina Haak nutzen. Ihre Nachfolgerin stellte sich am Montag im Kultur: Haus Dacheröden zu ihrem Dienstantritt den Mitarbeitenden vor.
„Jetzt heißt es: Willkommen und Abschied!“, fasste Dirk Löhr, der Vorsitzende des Trägervereins, die aktuelle Stimmungslage zusammen. Anders als bei Festival-Mitbegründer Michael John, den der Tod 2011 unvermittelt aus der Arbeit und dem Leben riss, lässt sich der Übergang dieses Mal geordnet organisieren. „Ich bin für diese gemeinsamen Wochen sehr dankbar. Über die Zeit sind mir das Festival und die Menschen, die es besuchen und die es organisieren, sehr ans Herz gewachsen. Es ist schön und mir sehr wichtig, den Staffelstab nicht in Blitzesschnelle, sondern mit Bedacht und begleitet von guten Tipps weitergeben zu können“, sagte Monika Rettig.
Das Ende der Ära Monika Rettig fällt den Beteiligten trotzdem nicht leicht. „Allen ist glasklar, was wir an ihr haben“, räumte Dirk Löhr ein. Dieses Wissen teilt der Verein mit dem Herbstlese-Publikum, das die Zeit seit der Ankündigung ihres Weggangs immer wieder für Gesten der Dankbarkeit und Zuneigung nutzt.
Zum großen Glück wurde mit Galina Haak eine vielversprechende Nachfolgerin gefunden. „Es ging nicht darum, eine Monika Rettig 2.0 zu installieren“, so der Vereinsvorsitzende. Auf ihre Weise ist die bisherige Chefin schlicht unersetzlich. Ihrer Nachfolgerin trauen alle aber zu, auf ihre Art die erfolgreiche Geschichte der Erfurter Herbstlese fortzuschreiben. „Wir glauben an Galina Haak, schließlich hat sie sich mit ihrer Ausstrahlung und ihren Vorstellungen zur Zukunft des Festivals in einem starken Feld mit Bewerberinnen und Bewerbern aus der ganzen Republik durchsetzen können“, begründete Dirk Löhr die großen Erwartungen an die neue Chefin.
Galina Haak schaut mit Respekt und großer Vorfreude auf ihre neue Aufgabe. „Nach meinen Erfahrungen in der Verlagsbranche und zuletzt bei einer der renommiertesten Speaker-Agenturen des Landes freue ich mich auf den Perspektivwechsel“, sagte sie. Es wäre schön, wenn Frühlings- und Herbstlese auch in ihrer Verantwortung das Erfurter Publikum und die Gäste der Stadt erreichen. Ein wichtiges Anliegen ist es für Galina Haak, junge Menschen für das von ihr verantwortete Programm zu interessieren.
Mit dem Wechsel an der Festivalspitze bereitet der Trägerverein auch die Umstellung seiner Aktivitäten auf ein ganzjähriges literarisches Angebot für Erfurt und die Gäste der Stadt vor. Die neue Ausrichtung ist eng mit dem Engagement der Herbstlese im und für das historische Haus Dacheröden verbunden, das der gleichnamige Verein im Auftrag der Landeshauptstadt als Kultur- und Bürgerhaus entwickelt. „Der Kulturdirektion liegen unsere Vorstellungen dazu für die kommenden Jahre vor“, sagte Dacheröden-Geschäftsführerin Juliane Güttler. Sie freut sich darauf, zeitnah dazu mit den Vertretern und Vertreterinnen des Stadtrates und seiner Fraktionen wie der Zivilgesellschaft ins Gespräch zu kommen.
Die Erfurter Herbstlese ging 1997 in ihre erste Saison. Zwischenzeitlich erreichte das Festival zusammen mit der Frühlingslese bei jährlich etwa 100 Lesungen, Konzerten und öffentlichen Diskussionsrunden gut 20.000 Besucherinnen und Besucher. Seit 2017 organisieren die Mitarbeitenden im Kultur: Haus Dacheröden unterstützt von einem ehrenamtlichen Helferkreis ein breites Spektrum von Veranstaltungen, das von Konzerten und Filmvorführungen über Ausstellungen bis hin zu Kindernachmittagen und Tanzangeboten reicht. In der Corona-Zeit wurde zudem ein Open-Air-Angebot im Innenhof des Hauses mit dem Schutz von vier großen Schirmen etabliert – die Sommerbühne.
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