Egon Zimpel (1943–2022) war seit den 1980er-Jahren eng mit der Erfurter Kulturszene verknüpft. Er war Gründungsmitglied der „Stiftung Krämerbrücke“ und des Kinoklubs Erfurt und Mitinitiator des Vereins „Neues Schauspiel Erfurt“. Der Maler und Grafiker leitete unzählige Kunstkurse, in denen er jungen Menschen in ihrer künstlerischen Entwicklung den Rücken stärkte.
Die Retrospektive zeigt nun Malerei und grafische Zyklen aus seinem umfangreichen Nachlass, die seine Leidenschaft für das Theater widerspiegeln, Eindrücke seiner Reisen durch die Wüste wiedergeben und Menschen auf sensible Weise porträtieren. Ausgewählte Fotografien und persönliche Dokumente skizzieren das Leben eines unbequemen, ruhelosen Zeitgenossen, der immer den Blick über den Tellerrand wagte.
Die Ausstellung wird vom 16. September bis einschließlich 20. Dezember 2023 im Kultur: Haus Dacheröden präsentiert und kann Dienstag bis Freitag von 12 bis 17 Uhr und Samstag von 10 bis 17 Uhr besucht werden.
Der Künstler:
Egon Zimpel wurde 1943 in Burg, Sachsen-Anhalt, geboren. Während seiner Malerausbildung (1960–1962) absolvierte er an der Fachhochschule für angewandte Kunst in Magdeburg diverse Abendkurse, unter anderem bei Felix Bartel und Wilhelm Pauke. Während seines Studiums an der Fachhochschule für angewandte Kunst Heiligendamm lernte er den auf Usedom lebenden Maler Otto Niemeyer-Holstein kennen, der nicht nur sein Mentor, sondern später auch sein Freund wurde.
Nachdem er 1968 nach Erfurt umgezogen war, arbeitete Egon Zimpel zunächst in einem Architekturbüro, später dann für die Städtischen Bühnen Erfurts, bis er schließlich 1972 entschied, als freischaffender Künstler tätig zu werden. Von da an wirkte er mit verschiedenen Galerien zusammen und erhielt erste Möglichkeiten für Einzelausstellungen. Ab 1989 engagierte sich Egon Zimpel verstärkt politisch. Er gehörte zu den Organisatoren der „Künstler-Demo“, die am 5. Dezember 1989 die Erfurter Stasi-Zentrale besetzte.
Nach der Wende beteiligte er sich an Vereinigungen und Initiativen wie der „Initiative Kommunales Kino e. V.“, „Neues Schauspiel“ oder der „Bürgerinitiative Altstadt e.V.“, und hatte diverse Lehraufträge, u. a. an der Fachhochschule Erfurt und der Bauhaus-Uni Weimar. In der Stadtgesellschaft hochgeschätzt war sein ideenreicher Einsatz für die historische Krämerbrücke und ihre Bewohner. Im Herbst 2017 überreichte ihm der Oberbürgermeister den Ehrenbrief der Stadt Erfurt.