
Nach dem 9. November 1989 gefragt, erinnern sich die meisten Menschen schnell und sehr lebhaft. Die Rede ist gleich von der denkwürdigen Pressekonferenz des Genossen Schabowski, vom Ausharren vor dem Fernseher und den überstürzten Aufbrüchen Richtung Westen, als per TV die ersten Bilder von der offenen Berliner Mauer eintrudelten.
Doch was passierte in den Stunden davor? Kann der 9. November vor 35 Jahren noch als der letzte Alltag der DDR gelten oder gab es diesen Alltag damals seit Wochen schon gar nicht mehr? Wie erinnerlich sind bis heute die Sorgen und Nöte dieser Zeit, wie präsent noch die Hoffnungen?
Die Thüringer Allgemeine hat die Erfurter:innen dazu aufgerufen, ihre Erinnerungen an den historischen Tag aufzuschreiben. Waren Sie auf dem Domplatz demonstrieren oder hatte der Chef Sie einbestellt? Gingen Sie wie immer donnerstags zum Training oder holte Sie die Geschichte beim Feierabendbier ein? Gab es Ärger in der Schule oder wurden Sie ausgerechnet an diesem Tag ausgezeichnet?
Auf diesen persönlichen Texten aufbauend, will das Kultur: Haus Dacheröden zum Austausch einladen. Zunächst geht ein kurzer Impuls auf die Historie des Tages ein. In Gesprächen und mit kurzen Podien soll danach das mehr oder weniger wichtige Geschehen wieder lebendig werden. Dazu haben unter anderem der Bürgerrechtler Matthias Büchner, der Thüringer Landesbeauftragte zur Aufarbeitung der SED-Diktatur Peter Wurschi, Pfarrer Michael Neudert, SDP-Mitgründer Christian Hühn und der Ostbeauftragte Carsten Schneider zugesagt. Bei einem Getränk, Wiener Würstchen und Soljanka kann der Austausch später am Abend auch in kleineren Kreisen fortgesetzt werden.
Wegen des beschränkten Platzes bitten wir um eine Voranmeldung.