Konzert des Kammermusikvereins mit Lesung
Vor 85 Jahren, am 25. September 1940, versuchte Walter Benjamin mit einer Gruppe von Flüchtlingen die französisch-spanische Grenze zu passieren, in der Hoffnung, über Spanien nach Lissabon und in die USA zu gelangen. Die Gruppe wurde von Lisa Fittko geführt, die zahlreichen Verfolgten des Nazi-Regimes zur Flucht verhalf.
Die Flüchtlinge mussten einen kleinen Weg durch die Pyrenäen nehmen. Im Grenzort Port-Bou angekommen, drohte die spanische Polizei, sie an die französischen Grenzer und damit an die Gestapo auszuliefern. In der Nacht zum 26. September nahm sich Walter Benjamin das Leben. Er wurde in Port-Bou begraben, die übrigen konnten weiterreisen. Heute erinnert ein Denkmal in Port-Bou an diese Ereignisse.
Marc Sagnol rekonstruiert die Flucht Benjamins von Paris über Marseille nach Port-Bou anhand von Texten, Briefen und Gedichten von Walter Benjamin, von Lisa Fittko und von ihm selbst. Das Gedicht „Port-Bou“ entstand 2023 an dem Ort, an dem Benjamins Flucht scheiterte.
Der Erfurter Kammermusikverein bringt eine Vertonung des Gedichtes durch Rudolf Hild zur Uraufführung und spielt weitere Lieder und Instrumentalwerke, die mit dem Thema Exil, Liebe und Flucht verbunden sind, insbesondere Youkali von Kurt Weill, ein Hoffnungslied für die Exilierten:
Kurt Weill, Youkali (1934, in Paris geschrieben)
Gabriel Fauré, Après un rêve (Nach einem Traum, 1878)
Jules Massenet, Élégie (Elegie, 1866)
Rudolf Hild, Port-Bou (2025, Uraufführung)
Mitwirkende: Marc Sagnol (Autor), Alexandra Lidy (Mezzosopran), Liene Henkel (Klavier), Boyana Antonova (Violoncello) + Rudolf Hild (Komposition)
Begrüßung: Prof. Dr. Reinhard Schramm, Vorsitzender der Jüdischen Landesgemeinde Thüringen
Eine Kooperationsveranstaltung von Kultur: Haus Dacheröden, Erinnerungsort Topf & Söhne, Weimarer Rendez-vous mit der Geschichte, Jüdische Landesgemeinde Thüringen und Kammermusikverein Erfurt e. V.
