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Geschichte des Kultur: Haus Dacheröden

Das Haus Dacheröden um 1972 (Quelle: Stadtarchiv Erfurt)
Das Haus Dacheröden um 1972 (Quelle: Stadtarchiv Erfurt)

Das Haus Dacheröden als Grundstück und die darauf befindlichen Gebäude blicken auf eine mehr als 700-jährige Geschichte zurück. Somit gilt es als das älteste Wohnhaus auf dem Erfurter Anger. Ursprünglich bestand es aus zwei Häusern, dem Haus „Zum großen und neuen Schiff“ (Anger 37) und dem Haus „Zum güldenen Hecht“ (Anger 38). Im Jahr 1557 verband der wohlhabende Waidhändler Heinrich Vasold die beiden Häuser optisch miteinander und ließ außerdem das kunstreiche Rundbogenportal anfertigen.

Zunächst wurde das heutige Doppelhaus als Waidspeicher und Handelshaus genutzt, bevor es ab Mitte des 17. Jh. bis zu Beginn des 19. Jh. überwiegend als Wohnhaus diente.
In dieser Zeit bewohnten es Gelehrte und hohe Staatsbedienstete der Kurmainzischen Statthalterei. Von 1774 bis 1809 wurde das Haus von der Familie des preußischen Kammerpräsidenten a.D. Carl Friedrich von Dacheröden bewohnt. Er machte das Haus zum kulturellen und geistigen Zentrum der Stadt Erfurt.

Caroline von Dacheröden, die Tocher von Carl Friedrich von Dacheröden, heiratete hier 1791 Wilhelm von Humboldt. Damals waren auch Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller häufig zu Gast im „Dacherödschen Haus“. Aus dieser Zeit ging der heutige Name des „Haus Dacheröden“ hervor.

Im Zusammenhang mit dem Doppelhauskomplex am Anger fällt auch häufig der Name „Lucius- Haus“. Dies geht auf den 1815 erfolgten Einzug der Großhandelsfirma J.A. Lucius in das Haus Anger 38 zurück. Unter Sebastian Lucius erlebte die Firma, die Baumwollwaren produzierte und von Erfurt aus verschickte, einen beispiellosen Aufstieg, der sich auch auf die Gestaltung des Gebäudes auswirkte, insbesondere, nachdem Sebastian Lucius im Jahr 1833 auch das Nachbargebäude Nr. 37 erwarb. Er fasste die beiden Häuser nun auch im Inneren zusammen und nutzte es von da an als seine Wohn- und Produktionsstätte.

Im 20. Jh. erlebte das Haus die meisten baulichen Veränderungen. Gleichzeitig war es jedoch großen Umweltbelastungen und Kriegseinwirkungen ausgesetzt. Nach Ende der Wirtschaftskrise 1922/23 erfolgte eine umfangreiche Renovierung, welche wohl vor allem der Vorbereitung auf das bevorstehende Firmenjubiläum „175 Jahre Baumwollgroßhandlung J.A. Lucius“ im Jahr 1938 diente.

In der Nachkriegszeit wurde der Verbund SED-eigener Druckereien und Verlage der DDR (VOB Zentrag) neuer Eigentümer und das Haus Dacheröden damit Versandzentrum für (regierungsoffizielle und amtliche) Drucksachen.

Es folgten umfassende Umbauarbeiten, um 1986 den Einzug des Kulturbundes Erfurt zu gewährleisten. Ab 1990 führte das städtische Kulturamt das Kulturhaus und etablierte hier vielfältige Angebote.
Im Jahre 2005 erfolgte eine weitere Sanierung des Hauses, bevor der Dachstuhl am 23. August 2006 einem Feuer zum Opfer fiel. Danach musste es bis 2010 erneut und umfangreich instandgesetzt werden.
2017 zog der gemeinnützige Verein „Erfurter Herbstlese“ in das Haus ein und verwandelte es zu einem Kulturforum, in dem heute Lesungen, Konzerte, Vorträge und Ausstellungen angeboten werden. Außerdem ist es Sitz der Kulturdirektion Erfurt und der Deutschen Kindermedienstiftung „Goldener Spatz“.

"Ob Geschichte, ob Gegenwart, ob Zukunft:
Ein Haus in Bewegung - also mit Wurzeln in die alte Stadt hinab
und weit in die Welt hinein,
in allen Farben des Lebens schillernd,
mal harmonisch, mal dissonent im Klang,
doch immer unübersehbar, unüberhörbar -
konsequent im Bewahren des Bewährten,
unkonventionell in der Offenheit für Entstehendes, sich und andere Veränderndes..." (Dr. Jutta Lindemann)
                                                                                                                         

 

Die Geschichte des Hauses im Überblick:

  • um 1300: Bau der auf dem Grundstück Anger 37 & 38 befindlichen Gebäude
  • bis 1557: Nutzung der Gebäude als Haus „Zum großen und neuen Schiff“ (Anger 37) und dem Haus
    „Zum güldenen Hecht“ (Anger 38)
  • 1557: Verbindung der Häuser und Anfertigung des Rundbogenportals durch Heinrich Vasold
  • bis Mitte 17. Jh: Nutzung als Waidspeicher und Handelshaus
  • Mitte 17. Jh bis 19.Jh: Wohnhaus für Gelehrte und hohe Staatsbedienstete der Kurmainzischen Statthalterei
  • 1774 bis 1809: Wohnhaus der Familie des preußischen Kammerpräsidenten a.D. Carl Friedrich von Dacheröden;
    Besuche von Johann Wolfang von Goethe und Friedrich Schiller
  • 1791: Hochzeit von Caroline von Dacheröden und Wilhelm von Humboldt
  • 1815: Einzug der Großhandelsfirma J.A. Lucius; Nutzung als Produktionsstätte für Baumwollwaren
  • 1923: umfangreiche Renovierung
  • 1938: Firmenjubiläum „175 Jahre Baumwollgroßhandlung J.A. Lucius“
  • nach 1945: Einzug „Thüringer Volksverlag“
  • 1986: Einzug des Kulturbund Erfurt
  • 2005: Sanierung des Hauses
  • 23. August 2006: Großbrand
  • 2006 bis 2010: weitere Sanierung
  • seit 2017: Sitz des Erfurter Herbstlese e. V., ein Teil der Kulturdirektion Erfurt und der Deutschen Kindermedienstiftung „Goldener Spatz“

 

Gästeführungen

Sie möchten mehr über die Geschichte des Hauses erfahren? Dann besuchen Sie unsere Führungen!
Sie werden von fachkundigen StadtführerInnen durch das Kultur: Haus Dacheröden geführt und erfahren mehr zur lebendigen Geschichte in Erfurt. Die Gästeführung dauert etwa eine Stunde und ist zum Teil barrierefrei. Start/Treffpunkt für die Führung ist die Geschäftsstelle in der 1. Etage im Kultur: Haus Dacheröden.

Anmeldung erwünscht unter: kontakt@dacheroeden.de oder 0361 / 644 123 75.
Spontane Gäste sind trotzdem auch sehr willkommen!

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Öffnungszeiten

  • Kultur: Haus Dacheröden:
    Di bis Fr: 12.00 - 17.00 Uhr
    Sa: 10.00 - 17.00 Uhr
    Telefonische Erreichbarkeit:
    Mo - Fr: 09.00 - 17.00 Uhr
    Sa: 10.00 - 17.00 Uhr

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