Rupert Sheldrake bringt seine spirituellen Botschaften zur Herbstlese mit
Die Liebe zu den Bäumen
Von Wolfgang Leißling
Vorworte in Büchern haben ihr Eigenleben. Im Falle des langjährig Weltreisenden Rupert Sheldrake sind sie rückblickend auf ein reiches Leben als dauerforschender Wissenschaftler (Jahrgang 1942). Kein Wunder, denn „Die Wiederentdeckung der Spiritualität“ ist sein bislang wohl persönlichstes Buch, das er am 2. Oktober im Ratsgymnasium zur Herbstlese vorstellt.
Wer dieser Rupert Sheldrake ist, das wissen seine Verehrer rund um den Globus nur zu gut – ein promovierter Pflanzenphysiologe, der von einer englischen Grafschaft nach Studien in Cambridge und Harvard auszog, dem Gedächtnis in der Natur sowie der Rolle des Bewusstseins drogenfrei nachzuspüren.
Mit durchaus missionarischem Eifer widmet er sich christlicher Kontemplation wie hinduistischer Philosophie, indischem Yoga und dem Urquell namens Schamanismus. Er besuchte heilige Orte und lebte in Aschrams. Was etwa denkt einer, der in Indien unter einem wildwachsenden Banyan-Baum sein Quartier bezieht? Auch an dieser Antwort teilzunehmen, lädt das aktuelle Buch auf rund 280 Seiten ein.
Ein Merksatz des durchaus kritisch reflektierten Autors lautet: Der Geist ist nicht nur auf das Gehirn beschränkt. So sind etwa für Sheldrake die Bäume wahre Mittler zwischen Himmel und Erde, und er empfiehlt: „Wenn Sie Ihre Arme um den Stamm legen, können Sie sich dabei bewusst machen, wie die Säfte im Holz aufsteigen und umgekehrt…“ Dabei ist Gelegenheit, dem Baum innerlich Fragen zu stellen, etwa „… wenn Sie wütend oder verstört sind…“ Denn: Hilfe aus der Natur ist angesagt, „… ihr Leben und Ihre Probleme aus einer viel weiteren Perspektive zu sehen“.
Sheldrakes neues Werk befasst sich mit den Auswirkungen einer religiösen wie nicht religiösen Lebensweise und empfiehlt daher allgemein gültige spirituelle Bräuche für den Lesenden. Dies von der Meditation, über den Gesang, den Tanz bis hin zum Pilgern. Hierbei wohl wissend, dass nicht jeder Brauch für jeden Menschen gleich gut geeignet ist. Aber immer reizt der Autor unsere Neugierde. Das ist ein erleuchtender Grund, sich selbst in seinen auf ein ganzheitliches Weltbild zielenden Gedanken persönlich neu oder anders zu entdecken.