Das Publikum der Herbstlese darf sich auf spannende Begegnungen freuen.
Hansen, Mosebach und Michelsen
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Mit zwei außergewöhnlichen Büchern der Saison und den Erinnerungen an eine nicht minder außergewöhnliche Frau des vorigen Jahrhunderts wird in der kommenden Woche das Programm der Erfurter Herbstlese fortgesetzt. Das Publikum darf sich mit der Schriftstellerin Dörte Hansen und ihrem Kollegen Martin Mosebach auf zwei besondere literarische Abende freuen. Zudem möchte die Schauspielerin Claudia Michelsen an eine ganz große Persönlichkeit ihrer Zunft erinnern – Marlene Dietrich.
Dörte Hansen hat ein feines literarisches Gespür für die tiefgreifende Veränderung unserer Lebenswelten in den letzten Jahrzehnten – sei es im Dorf wie in „Mittagsstunde“ oder auf einer kleinen Nordseeinsel in ihrem neuen Roman. Die Familie Sander lebt hier schon fast 300 Jahre, aber nichts ist mehr wie es war.
Klug und mit großer Wärme erzählt Dörte Hansen vom Wandel einer Inselwelt, von alten Gesetzen, die ihre Gültigkeit verlieren, und von Aufbruch und Befreiung. Ihr Debüt „Altes Land“ wurde 2015 zum „Lieblingsbuch des unabhängigen Buchhandels“ und zum Jahresbestseller 2015 des Magazins „Der Spiegel“, was ihr mit ihrem zweiten Roman „Mittagsstunde“ 2018 wieder gelang.
Über den Büchner-Preisträger und überzeugten Katholiken Martin Mosebach hieß es anlässlich seines 70. Geburtstages im letzten Jahr in der Süddeutsche Zeitung: „Der Zeitfremdling malt die deutlichsten Bilder der Gegenwart.“ Die Romane des vielfach ausgezeichneten Schriftstellers zeichnen sich durch eine große sinnliche Präsenz aus.
In seinem neuen Werk erzählt er vom Ehepaar Dalandt, das den Sommer auf dem Landsitz in der Provence verbringt. Die Hitze macht träge, in der Zypresse zirpen Zikaden, und jeden Morgen läuft die Hausherrin im Nachthemd durch den Garten zum Pförtnerhaus, wo der Verwalter sie erwartet. Ihr Mann ist durch eine eigene verhängnisvolle Beziehung abgelenkt. Dieser Roman einer Ehe, der zugleich der Roman eines Gemäldes ist, handelt von Schuld und Versöhnung, Liebe und Verlust und ist wie alle Bücher Mosebachs ein sprachlicher Genuss.
Claudia Michelsen, die zu den gefragtesten Schauspielerinnen im Lande zählt, unternimmt mit ihrer Lesung einen Streifzug durch Leben und Persönlichkeit von Marlene Dietrich. Nach ihrem Erfolg als Lola im „Blauen Engel“ brach diese spätere Ikone der Filmgeschichte zu einer Weltkarriere auf. Die Dietrich war widersprüchlicher, moderner und kompromissloser als jeder andere Hollywoodstar.
Mit ihrem Programm will Claudia Michelsen dem Publikum eine Frau näherbringen, die immer noch Rätsel aufgibt: Wie konnte sie, zu deren Liebhabern doch Erich Maria Remarque, Gary Cooper, Jean Gabin, John F. Kennedy oder Yul Brynner zählten, sich als nicht schön bezeichnen? Warum zweifelte sie an ihren schauspielerischen Fähigkeiten? Und wie kam es, dass diese umschwärmte Diva ein Leben lang über Einsamkeit klagte? Der Abend versucht sich an einigen Antworten auf diese Fragen.
„Zur See“
Lesung mit
Dörte Hansen
Dienstag, 1. November 2022, 19.30 Uhr
Ev. Ratsgymnasium, Meister-Eckehart-Straße 6, 99084 Erfurt
Tickets: 12,00 Euro (ermäßigt 10,00 Euro)
„Taube und Wildente“
Lesung mit
Martin Mosebach
Moderation: André Brodocz
Professor für Politische Theorie an der Universität Erfurt
Donnerstag, 3. November 2022, 20.15 Uhr
Buchhandlung Hugendubel, Anger 62, 99084 Erfurt
Tickets: 12,00 Euro (ermäßigt 10,00 Euro)
Claudia Michelsen
„Sag mir, wo die Blumen sind…“
Erinnerungen an und von Marlene Dietrich
Freitag, 4. November 2022, 19.30 Uhr
Theater Erfurt (Großes Haus), Theaterplatz 1, 99084 Erfurt
Tickets: 19,00 Euro (ermäßigt 16,00 Euro)
Das vollständige Programm ist auf den Websites der Herbstlese und des Ticketshops Thüringen einzusehen. Tickets können gebucht und gekauft werden im Kultur: Haus Dacheröden, bei Hugendubel am Anger und im Thüringen-Park sowie an allen VVK-Stellen des Ticketshops (Pressehäuser, Tourist-Infos etc.).