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Erfurter Herbstlese
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März 14 2014

Kaiserschnitt mit Luther

Der Schriftsteller Wolf Serno lädt seine Leser auf eine spannende Zeitreise zu den Anfängen der modernen Medizin ein. Foto: Holger John
Der Schriftsteller Wolf Serno lädt seine Leser auf eine spannende Zeitreise zu den Anfängen der modernen Medizin ein. Foto: Holger John

Es ist fast ein Heimspiel. Wolf Sernos historische Romane erfreuen sich bei den Nutzern der Erfurter Stadt- und Regionalbibliothek großer Beliebtheit. Dazu spielt sein neues Buch zu großen Teilen in Erfurt. Da lag ein Abend am Domplatz nahe, erinnert Programmchefin Monika Rettig an die Planungsphase der Frühlingslese. Es war eine gute Idee, wie die dicht gefüllten Reihen in der Bibliothek beweisen. Das Buch könnte durchaus auch der Medicus von Erfurt heißen, erläutert Wolf Serno zu Beginn seiner Lesung. Hier studiert sein Hauptheld Lukas Nufer Anfang des 16. Jahrhunderts.

Wichtiger als der Ort ist dem Schriftsteller die zentrale Idee seines Werkes. Es geht um den Kaiserschnitt, damals als Schnittentbindung bekannt. Er gilt als letztes Mittel, um eine schwierige Geburt doch noch zu einem guten Ende zu führen. Doch oft überleben die Frauen den chirurgischen Eingriff nicht, zudem sieht es die Kirche nicht gern.

Ihr gilt in erster Linie das Leben des Kindes, das – anders als seine Mutter – noch nicht gesündigt hat. Zur Not muss das Ungeborene aus dem toten Leib der Mutter geschnitten werden. Doch, mahnen die Gelehrten, dürfe man dabei nicht vergessen, der Toten den Mund zu öffnen, schließlich müsse das Kind im Leib ja atmen können. „Was für eine grausliche Zeit“, meint der Autor.

Der 14jährige Lukas erlebt, wie sich seine Stiefmutter drei Tage im Kindsbett quält. Dann wagt sein Vater den Griff zum Skalpell. Er ist ein erfahrener Mann, von Beruf Kaponenmacher – er kastriert Schweine. Er kennt sich aus mit der tierischen Anatomie und weiß seine Kenntnisse auch bei seiner Frau sicher anzuwenden. Und, eine Seltenheit für die Zeit, er achtet peinlich auf Reinlichkeit. Mutter und Kind überleben, der tief beeindruckte Lukas möchte nur noch eines – Medicus werden.

Wolf Serno liest mit feiner Betonung. Zwischen den Passagen des Buches erzählt er den Fortgang der Handlung und widmet sich dem ersten Treffen von Lukas mit seiner Liebe Odilie, einer Prinzessin und Fürstentochter. Endlich gelangt die Geschichte in Erfurt an. Es ist das Jahr 1505.

Es ist ein besonderes Jahr, eines, das für den Fortgang der Weltgeschichte Bedeutung hat. 1505 gerät der junge Magister Martin Luther vor den Toren Erfurts in ein Gewitter. Er tritt der Überlieferung nach aus Dankbarkeit für seine Errettung in das Augustinerkloster ein. Ohne den Bruder Martin hätte es den Reformator Luther nicht gegeben.

Lukas freundet sich im Buch mit Luther an. Mehr noch, er begleitet den Jurastudenten auf einer Reise zu dessen Eltern nach Mansfeld. Auf dem Rückweg geraten die beiden jungen Männer in das historische Unwetter. Jetzt lässt auch der Vorleser passend zu Blitz und Donner die Worte grollen. Mit einem „Gute Nacht“ endet der aufregende Tag im Roman – und gleichsam entlässt der Autor seine zufriedenen Leser.

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