Katrin Bauerfeind spielt in Erfurt clever mit Rollenklischees
Von Lippenstiften und Unterhosen

Von Martin Moll
Nur eine Frau kann die Welt erschaffen haben. Daran zweifelt Katrin Bauerfeind keine Sekunde. Wer sonst sollte Schmetterlinge oder Sonnenuntergänge ersonnen haben? Männer etwa? Die können doch nicht einmal ein Zimmer stilvoll einrichten. Wieso aber bislang nur zwei Frauen mit dem Physiknobelpreis ausgezeichnet wurden, wundert sie ebenso wie das Phänomen, dass Frauen in der katholischen Kirche eine ähnlich unwichtige Rolle spielen wie bei den Hells Angels.
Bei der Erfurter Frühlingslese – und in ihren Büchern – gelingt Bauerfeind der Spagat zwischen Humor und feministischer Gesellschaftskritik. Wobei sie es selbst wohl nie Spagat nennen würde. „Das Thema ist zu ernst, um nicht lustig behandelt zu werden“, formuliert sie ihren Ansatz.
Und so wird im ausverkauften Haus der sozialen Dienste gelacht, gejauchzt, gekichert, als die 33-jährige Journalistin und TV-Moderatorin aus ihrem aktuellen Werk „Hinten sind Rezepte drin“ liest – und zwischendurch immer wieder das Lesepult verlässt, um ganz unvermittelt mit dem Publikum zu scherzen, mit ihrer Weiblichkeit zu kokettieren oder um herauszufinden, ob Erfurter Männer häufiger Unterwäsche kaufen als Frauen Lippenstifte. Die Antwort fällt ernüchternd aus.
Katrin Bauerfeind bedient sich der Geschlechterklischees, die sie zugleich auseinandernimmt und vorführt. Sympathisch bleibt sie dabei allemal, denn eines nimmt sie nie zu ernst: sich selbst. Und so endet der vergnügliche Abend mit einer Leidenschaft, die sie nicht leugnen möchte: die Leidenschaft für Schuhe. Auch wenn sie manchmal schmerzhaft ist: „Schuhe, die im Laden noch okay waren, erweisen sich zu Hause als untragbar. Sie werden bestenfalls zu Sitzschuhen.“
Martin Moll ist Redakteur der "Thüringischen Landeszeitung" in Erfurt.
Katrin Bauerfeind im Gewerkschaftshaus
Fotos: Holger John