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Erfurter Herbstlese
Es lebe die Erfurter Herbstlese!
Jan. 02 2018

Rückblick auf Herbstlese und Kultur: Haus Dacheröden

Was uns 2017 am besten gefallen hat

Lieblingsmitarbeiter mit Lieblingsbüchern.
Lieblingsmitarbeiter mit Lieblingsbüchern.

Zum Neuen Jahr entbieten die Erfurter Herbstlese und Kultur: Haus Dacheröden all ihren Freunden die besten Grüße und Wünsche. Bevor uns 2018 richtig in die Mangel nehmen konnte, haben wir noch einmal zurückgeschaut. An welche Veranstaltungen des Jahres 2017 werden wir uns besondern gern erinnern? Wie wurden unsere Erwartungen im neuen Domizil erfüllt? Von den Chefs bis zum Freiwilligen Sozialen Jahr Kultur haben alle aufgeschrieben, was ihnen am besten gefallen hat. Vielleicht findet die eine oder der andere Herbstlesegast ja sogar seinen Favoriten darunter.
 

Monika Rettig

Manche Autorinnen und Autoren kann auch die Erfurter Herbstlese nicht auf Anhieb ins schöne Erfurt locken. Für sie braucht es dann einen längeren Atem. Bei Herta Müller war dies der Fall - umso bewegender, als die Nobelpreisträgerin dann in diesem Herbst endlich hier war und im Kaisersaal über ihr Leben und ihre Bücher sprach. Für mich eine der schönsten Veranstaltungen bei der diesjährigen Herbstlese.

Sehr gefreut habe ich mich auch über den gelungenen Auftakt zur Reihe "Neu aufgeblättert" im Kultur: Haus Dacheröden. Der Abend mit der Schauspielerin Barbara Auer und den Herausgebern und Bearbeitern der neuen Werkausgabe zu Annette Kolb, Hiltrud und Günter Häntzschel sowie Albert von Schirnding, war eine wunderbare Hommage an Annette Kolb. Die literarische und politische Weltbürgerin des 20. Jahrhunderts ist zu Unrecht in Vergessenheit geraten. Wir wollen unser Publikum mit "Neu aufgeblättert" dazu verführen, solche Künstler wieder zu entdecken.


Lena Walter

Eine Veranstaltung der Herbstlese 2017, die mir besonders in Erinnerung bleiben wird, ist der Abend mit Ijoma Mangold. Ganz nahbar und völlig offen erzählte der Autor über sein Aufwachsen Kind einer aus Schlesien stammenden Mutter und einem - abwesenden – nigerianischen Vater. Die Machart des Buches fand vor allem faszinierend: Der erste Teil der frühen Kindheitserinnerung ist nicht in der für eine Autobiografie typischen Ich-Form verfasst, sondern in der drditten Person. Diese distanzierte Außensicht auf den kleinen Jungen, der als „Deutsches Krokodil“ lernen muss, mit seiner Andersartigkeit umzugehen, eröffnet einen spannenden Spielraum für Fiktionalisierung – das hat mir sehr gut gefallen.

Eines meiner absoluten Highlights im Kultur: Haus Dacheröden 2017 war eine Veranstaltung aus der Reihe „HD+“, bei der sich kulturelle Einrichtungen aus ganz Thüringen bei uns vorstellen können. Zu Gast waren an diesem Abend Jochen Süss und Stefan Curth von der Brehm-Gedenkstätte in Renthendorf. Die Begeisterung, mit der die beiden die Sanierung und Neukonzeptionierung des Brehm-Museums angehen, war fast mit Händen zu greifen und übertrug sich so zwangsläufig auf das Publikum. Die von Stefan Curth vorgelesenen Passagen aus Brehms „Tierleben“, das eben nicht nur ein Lexikon, sondern wie Roger Willemsen sagte, ein „literarisches Massiv“ bildet, trugen mit Sätzen wie „Der erste Eindruck, welchen das Walross auf den Menschen macht, ist kein günstiger“ zur Erheiterung der Zuhörer bei. Im April werden wir eine kleine Sonderausstellung zu Brehms „Tierleben“ im Dacheröden zeigen – darauf freue ich mich schon sehr.


Katja Kemnitz

Mein allererster Auftrag im Kultur: Haus Dacheröden war die Einrichtung unseres „Kurt-Wolff-Salons“. Viele wunderbare Bücher kleiner, unabhängiger Verlage habe ich dafür ausgepackt, sortiert und entdeckt. Und das Beste: er ist für alle Besucher des Hauses offen. Also, falls Sie vom Trubel der Stadt mal genug haben, kommen Sie zu uns in´s Dacheröden und schmökern dort gemütlich in guten Büchern!

Die Lesung mit Irina Scherbakowa hat mich sehr beschäftigt. Diese Frau hat so viel erlebt und ebenso viel zu erzählen. Die Geschichte ihrer Familie stellt die große Politik (Sowjet)-Russlands in einen ganz persönlichen, bewegenden Kontext. Dabei ist sie eine überaus unterhaltsame Gesprächspartnerin, mit der wir danach in kleiner Runde viel gelacht haben.


Heike Mahnert

Ein besonderes Erlebnis als frisch gebackene „Dacheröder“ war für mich eine der ersten Ausstellungen im neuen Domizil, die sich der deutschen Siedlungsbewegung im Osten Europas widmete. Bessarabien, im Nordosten des heutigen Rumänien an der Grenze zur Republik Moldau und der Ukraine gelegen, wurde vor mehr als 150 Jahren zum Gelobten Land für viele deutsche Aussiedler, insbesondere aus Baden-Württemberg, aber auch aus Preußen, Polen und Böhmen. Überraschend war, wie viele Besucher des Hauses sich für dieses Thema interessierten, das optisch zwar noch ansprechender hätte präsentiert werden können, inhaltlich aber durchaus spannend aufbereitet worden war.

Mit Rumänien verbunden auch mein zweiter bleibender Eindruck der diesjährigen Saison -  das Gespräch zwischen zwei ehemaligen rumänischen Staatsbürgern im Exil, oder besser Nachfahren jener deutschen Siedler, die nicht nur Bessarabien, sondern auch Siebenbürgen, das Banat und andere Gegenden des heutigen Landes besiedelten: Herta Müller und Ernest Wichert. Gleich mir hatten sich mehrere hundert Herbstlesebesucher in den Kaisersaal aufgemacht, um insbesondere die in den Medien zuzeiten geheimnisvoll und in gewissem Sinn unnahbar wirkende Autorin, die zudem politisch nicht unumstritten ist, einmal aus der Nähe zu erleben. Viel Persönliches kam dabei zur Sprache, das literarische Werk trat demgegenüber in den Hintergrund. Vielleicht weniger gut für die Autorin Herta Müller, aber gut für den Menschen: Frau Müller scheint eine durchaus sympathische und bodenständige Person zu sein.


Elisabeth Reck

Im Jahr 2017 würde Literaturnobelpreisträger Heinrich Böll seinen 100. Geburtstag feiern. In Kooperation mit der Heinrich-Böll-Stiftung Thüringen waren vom 28. Oktober bis zum 22. Dezember zwei Ausstellungen zu Böll im Kultur: Haus Dacheröden zu sehen, welche viele Zuschauer anlockten. Zudem gab es mehrere Veranstaltungen, bei denen Böll-Laien sowie Kenner viel Neues über den Schriftsteller erfahren konnten. Ohne diese Einblicke hätte ich sicher nicht so einfach einen Zugang zu seinen Werken gefunden- wie schön, auch mal auf diese umfangreiche Art an einen Autor herangeführt zu werden und einen ganz besonderen Blick auf sein Leben und Werk zu erhalten.

Nora Gomringer und Philipp Scholz haben uns am 22. November einen wundervollen Abend voller Lyrik und Jazz beschert. An diesem Abend hat uns Gomringer in eine fabelhafte Welt voller sprechender Hermeline und Berliner Liegewiesenmädchen entführt. Aber auch Werke von ihrem Vater, Eugen Gomringer und anderen bekannten Dichtern hat sie mit ihrer energiegeladenen Art zum Besten gegeben. Ihre CD „Peng Peng Peng“ ist eine Empfehlung für alle Poetry-Liebhaber.


Dirk Löhr

Mein Highlight im Kultur: Haus Dacheröden ist das entspannte Betriebsklima. Auch wenn wir alle zusammen einiges Lehrgeld zahlen mussten, brachten uns auch die eine oder andere Panne nicht aus dem Tritt. Ich bin froh, dass am Anger das kleine Format eine Chance hat – bei der Herbstlese geht das wegen der großen Nachfrage bei vielen Veranstaltungen leider nicht mehr. Am besten hat mir „Mein Lieblingsbuch“ gefallen, weil unsere Gäste – Guy Montavon, Landolf Scherzer, Uta Krispin, Ulrich Haage und Stefan Schwarz – frei von der Leber erzählten.

Bei der Herbstlese halte ich es dieses Mal mit dem Klassiker Sven Regener. Seine Show im Theater war wie immer grandios, selbst wenn er nicht mehr wie früher im Centrum am Pult eine Zigarette nach der anderen schmaucht.  Auch das Feierabendbier nach der Lesung (oder waren es zwei?) im Museumskeller hatte das Zeug zum unvergesslichen Abend. Kurz gesagt, ich freue mich schon auf den nächsten Besuch des fleißigen Herrn R. in Erfurt.

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