Sarah Kuttner ist mit "Kurt" bei der Erfurter Frühlingslese
Vom Umgang mit Glück und Trauer
Von Vanessa-Marie Starker (*)
Die Fernsehmoderatorin und Buchautorin Sarah Kuttner stellt in der Aula des evangelischen Ratsgymnasiums ihren Roman „Kurt“ vor. In ihrem mittlerweile vierten Roman thematisiert sie auf ehrliche und direkte, aber auch sehr einfühlsame Weise den Umgang mit Trauer nach einem schrecklichen Verlust sowie, dass dabei stets Fragen bleiben, die ohne Antwort bestehen müssen.
Die Protagonistin Lena zieht mit ihrem Freund Kurt in die erste gemeinsame Bleibe. Oft zu Besuch ist dort auch Kurts gleichnamiger sechsjähriger Sohn. Lenas Probleme, sich in dem Umzugsstress und der neuen Familiensituation zurecht zu finden verbinden sich bald mit dem Gefühl, mehr eine Zuschauerin, anstatt Mitglied der Familie zu sein. Während zu Beginn des Buches Lenas Beziehung gegenüber dem „kleinen Kurt“ im Fokus steht, fragt sie sich, welche Rechten und Pflichten sie dem Jungen gegenüber hat und wie sehr sie sich in die Erziehung einmischen darf. Nachdem der Sechsjährige in der Schulpause vom Klettergerüst fällt und dabei tödlich verunglückt, richtet sich der Fokus der Geschichte auf die unterschiedliche Trauerbewältigung von Lena, Kurt und dessen Ex-Frau. Nun sieht sich Lena Fragen gegenüber, inwiefern sie das Recht hat, um den Tod des „fremden“ Kindes zu trauern.
Während der Lesung in der ausverkauften Aula wechselt Kuttner zwischen humorvollen und ernsten Textstellen ab. Dabei steht immer wieder Lena im Mittelpunkt, die von dem Jungen als Freundin des Vaters akzeptiert wird, sich jedoch über das richtige Verhalten dem Jungen gegenüber unsicher ist. Auf zarte Weise beschreibt sie die Gefühle der jungen Frau, die sich zwischen Trauer und Unsicherheit bewegen, während ihr Lebensgefährte sich zur Trauerbewältigung zu seiner Ex-Frau zurückzieht. Lena stellt sich unter anderem die Frage, ob es eine Art „Heilkoma“ für Hinterbliebene geben könnte und, ob es verwerflich sei trauernde Menschen auf etwas Schönes hinzuweisen.
Auf die Frage, warum Vater und Sohn den gleichen Namen tragen, erklärt die 40-Jährige im anschließenden Gespräch mit dem Publikum, dass es keinen besonderen Grund für die Wahl gebe – höchstens einen kleinen Tabubruch, da es in Büchern allgemein vermieden wird, zwei Figuren den gleichen Namen zu geben.
(*) Vanessa-Marie Starker studiert Literatur und Geschichte an der Universität Erfurt. In den Semesterferien absolviert sie ein Praktikum beim Verein "Erfurter Herbstlese". Als „lonelyThougt“ betreibt sie ihren eigenen Blog.
Sarah Kuttner in der Aula des Evangelischen Ratsgymnasiums
Sarah Kuttner in der Aula des Evangelischen Ratsgymnasiums (Viadata)