Vorgestellt von Niklas Wagner, Leiter der Akademie des Bistums Erfurt
M. Drobinski und T. Urban „Johannes Paul II.“

Jahrestage sind willkommene Anlässe, eine Bilanz zu ziehen. So stellt der 100. Geburtstag Papst Johannes Pauls II. (Karol Wojtyłas) für die Journalisten Matthias Drobinski, Redakteur für Kirchen und Religionsgemeinschaften bei der Süddeutschen Zeitung, und Thomas Urban, langjähriger Osteuropa-Korrespondent der Süddeutschen Zeitung, den äußeren Anlass dar, eine neue Biografie über diesen Papst am Übergang vom 20. ins 21. Jahrhundert vorzulegen.
Karol Wojtyła wurde am 18. Mai 1920 in der polnischen Kleinstadt Wadowice geboren. Den Zweiten Weltkrieg überlebte er als Arbeiter in einem Chemiekonzern. Ab 1953 lehrte er Philosophie in Lublin. 1963 wurde er zum Erzbischof von Krakau ernannt, als in den Augen der PZPR (Polnische Vereinigte Arbeiterpartei) „unpolitischer Philosoph“. Am 16. Oktober 1978 wurde Karol Wojtyła zum Papst gewählt und gab sich den Namen Johannes Paul II. Nach fast 27 Jahren in diesem Amt starb er am 2. April 2005.
Drobinski und Urban betten den Lebensweg Johannes Pauls II. kenntnisreich in den historischen Kontext ein. Dabei reihen sie nicht nur Fakten aneinander, sondern erwähnen auch Anekdotisches. Sie erläutern, wie er – teilweise bereits als junger Professor – zu seinen theologischen Positionen kam, diese konsequent vertrat und aus ihnen sein politisches Engagement ableitete. Umstrittene Themen, etwa sein starres Festhalten an einer strengen Sexualmoral und sein striktes Nein zur Weihe für Frauen, werden kritisch diskutiert. Seine Reaktion auf die von Kirchenvertretern verübte sexuelle Gewalt wird klar als Fehler benannt. Ebenso deutlich stellen die Autoren das Eintreten Johannes Pauls II. für Menschenrechte gegenüber den Staaten des früheren Ostblocks, aber auch gegenüber einem zügellosen Kapitalismus, dar und seinen wiederholten Einsatz für den Frieden, zuletzt anlässlich des Angriffs der USA und der „Koalition der Willigen“ auf den Irak 2003.
Dieses Porträt eines Mannes, der zugleich Revolutionär und Reaktionär war, ist mit Respekt, aber ohne übertriebene Ehrfurcht gezeichnet und nicht nur für theologisch Interessierte verständlich.
Niklas Wagner leitet die Akademie des Bistums Erfurt.
Matthias Drobinski und Thomas Urban
„Johannes Paul II. Der Papst, der aus dem Osten kam“
Verlag C. H. Beck, 336 Seiten, Hardcover
ISBN 978-3-406-74936-0
24,95 Euro
Das Buch kann unter diesem Link bei unserem langjährigen
Partner Hugendubel erworben werden.