James Hynes „Ich, Sperling"

Dem Autor gelingt in diesem Buch ein Drahtseilakt, welcher uns im Römischen Imperium die Sklaverei von einer ganz anderen Seite näherbringt. Auf der einen Seite tauchen wir in den lebendigen und geschäftigen Straßen von Cartho Nova unter (eine der größten und bedeutendsten Hafenstädte des Mittelmeers), auf der anderen Seite lernen wir das Leben der Sklaven kennen, die einfach als Gegenstand betrachtet werden.

Und dann spielt der Roman auch noch in einem Bordell und wir erleben hier die unterste Stufe der Sklaverei, in welchem die Sklaven nur als Gebrauchsgegenstand betrachtet werden. Das Buch ist schonungslos und brutal, doch dem Autoren gelingt es, sehr feinfühlig vorzugehen und ohne in den Voyeurismus abzugleiten seine Geschichte zu erzählen und dies so fesselnd und spannend, dass man abtaucht und sich im Römischen Imperium wiederfindet.

Erzählt wird die Geschichte von Pusus - einem kleinen Jungen, welcher im Hinterhof einer Taverne aufwächst. Dass es sich um ein Bordell handelt, wird Pusus erst nach und nach bewusst und ist für ihn doch das normalste der Welt. Auch, dass die Wölfinnen, welche sich um ihn kümmern und ihn aufziehen Prostituierte sind, ist in seiner Welt normal. Nach und nach muss Pusus aber im Garten helfen, Wasser holen und Besorgungen erledigen. Später arbeitet er in der Taverne im Erdgeschoss und schenkt aus, bevor er größer wird und das Unvermeidliche geschieht…

In diesem Buch wird Geschichte lebendig und der Autor lässt uns unter anderem mit der Vermutung zurück, dass Romulus und Remus nicht in einer Wolfshöhle groß geworden sind, sondern schlichtweg in einem Bordell.
Empfohlen wird dieses Buch ab 16 Jahre.

Vorgestellt Lukas Freistedt, Buchhändler bei Hugendubel in Erfurt