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Erfurter Herbstlese
Es lebe die Erfurter Herbstlese!
Okt. 16 2013

Das Böse von nebenan

Einen Tag ohne etwas zu schreiben kann sich Klaus Jäger nicht vorstellen. Foto: VIADATA
Einen Tag ohne etwas zu schreiben kann sich Klaus Jäger nicht vorstellen. Foto: VIADATA

Klaus Jäger ist Journalist. Eine der Beschreibungen seine Berufsbildes lautet: informiert sein. Diesem Anspruch wird er gerecht: Zu Beginn seiner Lesung in der Stadt- und Regionalbibliothek Erfurt beglückwünscht er seine Gastgeber zum Gewinn des Thüringer Bibliothekspreises, der heute übergeben wird.

Das Beispiel zeigt, was Klaus Jäger eigen ist – Kenntnisse im Detail, Liebenswürdigkeit und Korrektheit. Der Fabulierer, der Lust an Geschichte und Geschichten hat, steckt aber auch in ihm. Das beweist der Apoldaer mit seinem dritten Roman, der bei der Herbstlese Premiere feiert.

Der Krimi spielt in Thüringen, in einer Region, die das Publikum kennt. Inklusive der handelnden Personen. Möchte man meinen, doch manche der biederen Amtsträger, gemütlichen Landwirte und freundlichen Nachbarn sind alles andere, als, sagen wir, nett.

In seiner Arbeit trifft Klaus Jäger immer wieder auf dieses Phänomen. Plötzlich reißt ein Verbrechen eine ganze Gegend aus ihrer Lethargie. Thüringen schafft es auf diese Weise von Zeit zu Zeit in die nationalen Nachrichten: Mit Morden im Rotlicht-Milieu und toten Neugeborenen in Tiefkühltruhen, mit furchtbaren Bränden oder einer Leiche, die in einem abgestellten Auto gefunden wird. Es ist nicht immer nett hier, gewiss nicht; das Böse ist unter uns.

In „Rostbratwurst“ geht es um Schweinereien bei der Mast, um tierisches Doping gleichsam. Klaus Jäger zeigt uns eine Parallelwelt, von der niemand nichts weiß – bis ein vorlauter wie unvoreingenommener Volontär sich der Sache annimmt und seine Recherche mit dem Leben bezahlt.

Es ist eine Geschichte, hier und jetzt, die morgen vielleicht sogar in der Zeitung stehen könnte. Aber anders als im Beruf wird der Autor in seinem Kriminalroman nicht von Zeilenzahlen gebremst, noch ist er der Sicht der Chefetage ausgesetzt, die oft ihre ganz eigene hat. So kann Klaus Jäger in seinem Buch all das aufschreiben, was zur Sache zu sagen ist. Er macht das gut, spannend und unterhaltsam zugleich.

Er muss eigentlich immer schreiben, erklärt er dem Publikum, genauer noch: Beim Schreiben erholt er sich vom Schreiben. Was paradox klingt, macht seine Arbeit, seine Motivation verständlich. So wird auch in Zukunft von ihm zu hören und zu lesen sein. Als Schriftsteller und als Journalist.

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