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Erfurter Herbstlese
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Juni 23 2021

Valerie Schönian und Ingo Schulze bei der „Literarischen Mittagspause“

Im Osten viel Neues?

Franziska Schmidtke von der Ebert-Stiftung hatte in der „Literarischen Mittagspause“ Valerie Schönian und Ingo Schulze zu Gast.
Franziska Schmidtke von der Ebert-Stiftung hatte in der „Literarischen Mittagspause“ Valerie Schönian und Ingo Schulze zu Gast.

Wenigstens einmal im Monat präsentiert Programmchefin Monika Rettig ein neues Buch samt Autorin oder Autoren auf dem YouTube Kanal der Erfurter Herbstlese. Ab und zu übernimmt die Moderation auf „Caroline TV“ auch ein Kollege oder eine Kollegin. Wie in der aktuellen Ausgabe Franziska Schmidtke von der Friedrich-Ebert-Stiftung. Die Stiftung ist schon seit vielen Jahren ein wichtiger und guter Kooperationspartner der Herbstlese. Mehrfach im Jahr lädt sie gemeinsam mit der Herbstlese zu interessanten Veranstaltungen ein, oft, aber nicht immer, geht es dabei um Bücher. An ihrer kürzlichen Tagung „Im Osten viel Neues. Arbeit, Leben und Zukunft in Ostdeutschland“ beteiligten sich auch Valerie Schönian und Ingo Schulze. Beide ließen sich zu einem Abstecher in das Kultur: Haus Dacheröden überreden, wo die „Mittagspause“ traditionell aufgenommen wird.

Schönian und Schulze sind beide im Osten geboren, sie in Gardelegen, er in Dresden, gehören aber unterschiedlichen Generationen an. Während er, Jahrgang 1962, die DDR, den Fall der Mauer und den tiefgreifenden Transformationsprozess nach 1989 bewusst erlebte und dies der Lebens- und Erfahrungsraum ist, aus dem er auch als Schriftsteller schöpft, hat sie, Jahrgang 1990, die DDR nicht mehr unmittelbar erfahren. Sie gehört zu den sogenannten Nachwendekindern und hielt die Unterscheidung in Ost und West lange für überholt.

Bis sie beim Studium in München bei ihren westdeutschen Kommilitoninnen und Kommilitonen auf Klischees über „den“ Osten stieß. Im Gespräch benennt sie die Erfahrungen dieser Zeit als „Weltenwechsel“. Damit war für sie ein Prozess angestoßen, bei dem sie irgendwann merkte: „Je älter ich werde, desto ostdeutscher fühle ich mich.“ Sie machte sich nun bewusst auf die Suche nach ihren ostdeutschen Prägungen und fand sie: „Der Osten hat ja nicht aufgehört zu existieren mit dem Ende der DDR. Er ist ein anderer Sozialisations- und Erfahrungsraum geblieben“. Angefangen beim Frauenbild über das Schönheitsideal bis hin zur Liebe zur „Platte“.

Während sich Valerie Schönian ihr Ostbewusstsein erst aneignen, ja auch gegen Widerstände erobern musste, ist es für Ingo Schulze das selbstverständliche Bezugssystem. Er wird weithin als der Erzähler des Ostens wahrgenommen und dafür ausgezeichnet. So sehr, dass er die permanente Zuschreibung, ein Ostler zu sein, merkwürdig und auch einengend findet. In den 90er Jahren sei man da schon mal weiter gewesen, habe offener und gesamtdeutscher diskutiert, konstatiert er. Außerdem sei es sein Anspruch als Autor, gute Literatur, gute Geschichten zu schreiben, die auch von bestimmten Orten und Zeiten, aber doch in erster Linie „die alten Geschichten von Liebe und Tod mit den eigenen Erfahrungen“ erzählten.

Auf die Schlussfrage von Franziska Schmidtke, was Literatur beim Blick auf den Osten überhaupt leisten könne, betont Valerie Schönian den Anspruch, die ostdeutsche Perspektive in ihrer ganzen Vielfalt sichtbarer und deutlicher zu machen. Ingo Schulze wünscht sich einen gleichberechtigten und viel differenzierteren Dialog zwischen Ost und West, der beides zusammen denkt und endlich über Verkürzungen wie „zweite deutsche Diktatur“ und „Unrechtsstaat“ hinausweist.

Mit Valerie Schönian und Ingo Schulze steht die neunte Folge der „Literarischen Mittagspause“ zur Verfügung. Sie ist über den YouTube-Kanal der Herbstlese „Caroline TV" sowie bei Spotify zu erleben. Mit den Angaben neben den Covern gelangen Sie zu unserem langjährigen Partner Hugendubel. Dort können Sie bei Bedarf die vorgeschlagenen Bücher direkt bestellen.  
    

 

Ingo Schulze im Gespräch mit Franziska Schmidtke

„Die rechtschaffenen Mörder"
gebunden im S.Fischer Verlag, 320 Seiten
ISBN: 3103900015,21,00 €

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Valerie Schönian im Gespräch mit Franziska Schmidtke 

„Ostbewusstsein“
Piper Verlag, kartoniert, 272 Seiten
ISBN: 3492061877, 16,00 Euro

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Levi Israel Ufferfilge im Gespräch mit Monika Rettig

„Nicht ohne meine Kippa!"
Tropen Verlag, kartoniert, 208 Seiten
ISBN: 3608504125, 17,00 €

Spotify    YouTube

 

 



Verena Keßler im Gespräch mit Monika Rettig

„Die Gespenster von Demmin“
Hanser Berlin, gebunden, 240 Seiten
ISBN: 3446267840, 22,00 Euro

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Alexander Osang im Gespräch mit Monika Rettig

„Fast hell“
Aufbau Verlag, gebunden, 237 Seiten
ISBN: 3351038585, 22,00 Euro

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Margarete von Schwarzkopf im Gespräch mit Monika Rettig

„Der Meister und der Mörder“
emons Verlag, Broschur, 336 Seiten
ISBN: 978-3-7408-0958-4, 13,00 Euro

Spotify    YouTube

 

 

 

 

Literarische Mittagspause mit der Ebert-Stiftung

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