Lutz Godes Werke zeigen bunte Bildwelten im Kultur: Haus Dacheröden
„Bewusst sehen lernen“

Von Birgit Kummer*
Wenn Familie Gode zuhause ist, läuft sie durch Bildwelten. In der Küche, im Flur, im Atelier prangen Lutz Godes großformatige Bilder. Er malt sie oft direkt auf die Wand, „immer kommt noch was dazu“, schmunzelt er. Und dann sind da noch zahllose Zeichnungen, Bilder in Mischtechniken. Mappen voller Werke auf Tischen und in Schränken. Papierplastiken, Fotos und ein farbenfrohes Kuddelmuddel aus Pinseln, Stiften und Tuben.
Lutz Gode malt, seit er denken kann. In Zwickau, wo er als Umsiedler-Kind durch Trümmerlandschaften kletterte, sah er Deformation und Zerstörung, schaute in Menschengesichter, die er festhalten wollte. Mit 13 fiel ihm ein Buch über Leonardo da Vinci in die Hand, das zog ihn hinein in die Tiefen des Malens. Die Maler-Regeln des italienischen Genies hat er in Kinderschrift in ein Heft geschrieben, er besitzt es heute noch. Zeichenzirkel folgten, er porträtierte zahllose Verwandte. „Ein Drang, der nicht mehr aufhörte“.
Nach der Wende all die berühmten Kunstwerke im Original sehen
Gode studierte Wandmalerei an der Kunsthochschule Dresden, wollte mit Kunst am Wiederaufbau der Städte teilhaben. Die Impressionisten faszinierten ihn ebenso wie Picasso, Klee, Kandinsky, das Bauhaus. Nach einem mit Bestnoten abgeschlossenen Studium kam er 1966 nach Erfurt.
„Der Ruf nach Erfurt war ein Glücksfall für mich“, sagt er. Lutz Gode arbeitete als Hochschullehrer an der Pädagogischen Hochschule, später an der Universität Erfurt. Hunderte Studenten unterrichtete er im Lauf der Jahre in Bildender Kunst. Gleichzeitig malte er selbst, zeichnete, modellierte. Die Stadt prägte ihn. „Und ich ließ mich schon immer gern auf Menschen ein.“
Mit der Wende kam das Reisen, Lutz Gode erzählt von der Freude, „all die Werke im Original sehen zu können, die wir nur aus den Kunstbüchern kannten.“ Plötzlich gab es Arbeitsmaterial wie Leinwände in Hülle und Fülle. „Früher bekamen wir pro Jahr nur drei große Hartfaserplatten zugeteilt.“ In diesen Jahren hat er viele „Wut-Bilder“ gemalt, bevorzugt Akte, denn die sind für ihn „die volle Wahrheit.“ Er hat abgerechnet mit Politikern, Kirchenvertretern, Karrieristen, er hat sich vieles von der Seele gemalt.
Der „Kosmos Weib“ als eine ständige Herausforderung
Seine Bilder sieht er als Tagebücher eines Lebens. Menschen in ihren Freuden und Nöten sind für ihn eine anhaltende Inspiration und Herausforderung. Er verarbeitet malend und zeichnend Grenzsituationen wie Krankheiten oder Verrat, aber auch Begegnungen, Freundschaften, Zuneigung, Liebe. Der „Kosmos Weib“ sei eine stete Herausforderung, räumt er lächelnd ein. Auch literarische Werke inspirieren ihn zu Bildern und Bildfolgen, Baudelaire etwa. Auch vom Christus-Thema kommt er nicht los.
„Bewusst sehen lernen“ – das ist sein Credo und meint ihn selbst ebenso wie die Betrachter seiner Bilder. Zu seinen künstlerischen Arbeiten gesellen sich täglich neue, denn er ist fast jeden Morgen in der Stadt unterwegs, bevorzugt auf dem Anger. Er sammelt Eindrücke, die sich in Zeichnungen verwandeln.
--> am Donnerstag, dem 24. September findet die Vernissage im Kultur: Haus Dacheröden statt. Die ist bis 24. Oktober in den Galerien des Hauses zu sehen.
*Dieser Artikel erschien zuerst in der Thüringer Allgemeine vom 24. September 2020.