Franz Müntefering stellte sich im Generationencafé den Fragen von Jung und Alt
"Das Leben ist doch eine tolle Nummer!"
Von Kathleen Kröger (*)
„Wenn Du hier die literarischen Kategorien in den Bücherregalen siehst, in welches Genre würdest Du Dich einordnen?“, war die Einstiegsfrage von Elischa Kraft an den SPD-Politiker Franz Müntefering. Dieser war in einem Generationencafé-Spezial als Interviewgast im Bürgersaal des Hauses Dacheröden zugegen und stellte sich den Fragen des FSJ-lers und seiner Kollegin Sophie Kirchner.
Dass der 80-Jährige direkt geduzt wurde, nahm das Publikum mit einem akzeptierenden Lächeln auf. „Nach achteinhalb Jahren Schule, in denen nicht viel Zeit für Literatur vorgesehen war, habe ich mich quasi als 16-Jähriger in der ‚Heimvolksschule‘ mit Büchern von Albert Camus gebildet“, so Müntefering. „Dabei habe ich auch viel in den Romanen herumgemalt und Eselsohren gemacht.“ So zeigte sich gleich die erste Parallele zwischen den Generationen, denn die 19-jährige Sophie pflichtete dieser Art der Nutzung von Büchern direkt bei: „Ich zerlese die Bücher auch richtig. Manchmal lese ich bestimmte Romane ein zweites Mal und finde ältere Notizen von mir oder meiner Mutter.“
Neben Themen zu Zeiten, in denen die SPD „nur“ 39 Prozent holte und in denen sich Müntefering für die 68er-Bewegung schon zu alt hielt, ging es vor allem ums Älterwerden. Auf die Frage, wie man auch im höheren Alter noch eine positive Lebenseinstellung behalten könne, hat der 80-Jährige eine eindeutige Antwort: „Um nicht geistig und ideell auszutrocknen, ist die Liebe zum Leben der entscheidende Punkt. Denn auch, wenn alles mal Schiete ist, bleibt das Leben doch eine tolle Nummer.“
Auch die Gäste hatten Fragen und thematisierten politische aber auch philosophische Themen wie die Sicht auf Reife und Vernunft von Jung und Alt. Auch wenn die Meinungen teilweise auseinandergingen, blieben die Gesprächspartner am Ende einhellig beim Du.
(*) Dieser Beitrag erschien zum ersten Mal in der „Thüringer Allgemeine“ vom 26. Februar 2020.