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Erfurter Herbstlese
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Aug. 02 2021

Gespräch mit Frances Theres Beier von der Jury des Hessus-Schreibwettbewerbs

„Zu viel kann manchmal störend sein“

Frances Theres Beier absolviert aktuell ein Volontariat bei der "Thüringer Allgemeinen".
Frances Theres Beier absolviert aktuell ein Volontariat bei der "Thüringer Allgemeinen".

„Schreib auf, was Dich bewegt!“ lautet das diesjährige Motto des Eobanus-Hessus-Schreibwettbewerbs. Die Stadt Erfurt und die Erfurter Herbstlese laden in Thüringen lebende junge Literaten und Literatinnen ein, sich mit ihren Texten um einen der Preise zu bewerben. Die Jury besteht aus sechs Mitgliedern. Neues Mitglied ist Frances Theres Beier.

Bitte stellen Sie sich kurz vor – was machen Sie gerade, wie sind Sie an diese Tätigkeit geraten, leben Sie allein oder mit Hund oder Katze?

Das gesprochene, geschriebene und gesungene Wort faszinierte mich einfach immer. Schon vor meiner Schulzeit konnte ich mich stundenlang damit beschäftigen, mit meiner Mutter zusammen Gedichte auswendig zu lernen. Mit dem Wechsel aufs Musikgymnasium und dem anschließenden Germanistik- und Phonetikstudium konnte ich dann alle drei Sachen zusammenbringen. Gemeinsam mit meinem Mann und unserer Whippet-Hündin wohne ich in Weimar.

Und davor?

Noch vor einiger Zeit habe ich in der italienischen Hafenstadt Genua gelebt. Direkt nach meinem Masterstudium arbeitete ich dort am Germanistischen Institut der Universität mit internationalen Studierenden zusammen. Im vergangenen Jahr begann ich dann mein Volontariat bei Funke Medien in Thüringen. Während dieser Zeit lernte ich den Thüringer Kulturreporter Michael Helbing kennen. Wir haben uns oft zu aktuellen Themen ausgetauscht, und er hat mich schließlich gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, die Jury zu unterstützen. Ich habe mich gefreut, dass er an mich gedacht hat und habe sofort ja gesagt.

Das ging ja schnell …

… ja, mir ist eine solche Tätigkeit sehr wichtig.

Schreiben Sie neben Ihrer journalistischen Arbeit auch selbst?

Es kommt darauf an. Auf eine Postkarte, die ich natürlich per Hand schreibe, muss kein Roman geschrieben werden. Zu viel kann manchmal störend sein. So ist das ja auch mit anderen Sachen. In meiner journalistischen Ausbildung schreibe ich täglich über aktuelle Ereignisse. Am liebsten porträtiere ich aber Menschen oder schreibe Kurzgeschichten, die allerdings nur in meiner Freizeit.

Was wäre Ihnen als Jurorin lieber: Ein Text oder ein Gedicht?

Ich bin der Meinung, dass man sich dazwischen nicht unbedingt entscheiden muss. Beides hat das Potenzial zu bewegen. Vielleicht kommt es manchmal darauf an, zu welcher Form sich die oder der Schreibende situativ mehr hingezogen fühlt, um sich mehr Ausdruck verschaffen zu können, aber auch da würde ich mich nicht festlegen wollen.

Haben Sie einen Lieblingsautor oder -autorin? Bevorzugen Sie ein besonderes Genre?

Niemand sollte sich bei dem Prozess, selbst etwas zu erschaffen, an etwas messen. Das schafft lediglich Druck. Besser ist es doch, sich inspirieren zu lassen oder so ergriffen von dem ‚Wie‘ zu sein, dass sich das positiv auf das eigene Schaffen auswirkt. Louise Glück und Kafka habe ich eigentlich immer mit dabei. Ansonsten lese ich gern Gesellschaftsromane.

Wann und wo lesen Sie denn?

Vor allem, wenn ich merke, dass ich mich gestresst fühle. Beim Lesen spüre ich meinen eigenen Atem und merke, wie ich mich wieder entspannen kann. In der Hand halte ich dabei lieber ein Buch mit Seiten aus Papier, die ich umknicken kann oder auf denen ich auch mal meine Gedanken zu einer Textstelle schreibe. Da wir in einer Dachgeschosswohnung leben und die Schrägen es nicht erlauben, hohe Regale aufzustellen, musste bestimmt die Hälfte unserer Bibliothek in das Gartenhäuschen ziehen. Somit lese ich viel im Grünen.

Haben Sie ein (schräges) Hobby?

Die Höhe. Tatsächlich ist eine Leidenschaft von mir das Bouldern – in der Halle, aber auch draußen. Einen weiteren Teil meiner Zeit verbringe ich mit unserer Windhündin. Wenn ich auf der Récamiere im Gartenhäuschen liege und lese, presst sie sich ganz dicht an mich. Nach der Ruhepause besteht sie dann auf einer Runde Frisbee auf der Wiese. Neben den Dingen, die in der realen Welt passieren, empfinde ich es aber auch als wichtig, sich in der virtuellen Welt auszukennen, denn diese spiegelt auf schöne, aber auch auf erbarmungslose Weise unseren Zeitgeist wider.

Neben Frances Theres Beier gehören auch Ingrid Annel (Schriftstellerin), Anke Engelmann (Autorin und Journalistin), Hildegard Seidel (Leiterin der Stadtbibliothek Nordhausen) und Christopher Schnell, der Chef der Thalia-Buchhandlung in Jena, zur Jury. Die Herbstlese ist im Gremium durch Programmchefin Monika Rettig vertreten.

 

Eobanus-Hessus-Schreibwettbewerb

Alle Informationen zum Wettbewerb, die Teilnahmebedingungen und Preise finden Sie hier.

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