Gespräch mit Lena Walter, der neuen Geschäftsführerin im Haus Dacheröden
„Zum Glück wurde ich gefragt“
Seit Beginn des Jahres steht der Herbstlese-Verein im Erfurter Haus Dacheröden in der Verantwortung. Schon zuvor war klar, dass mit dem bisherigen Personalbestand - anderthalb Stellen plus ein Freiwilliges Soziales Jahr Kultur – kaum die ehrgeizigen programmatischen Ideen umgesetzt werden können. Der Verein suchte nach einer Geschäftsführerin für die historische Immobilie – und wurde fündig. Mit der 29-jährigen studierten Literaturwissenschaftlerin Lena Walter greift die Herbstlese auf eine gute Bekannte zurück; man kennt und schätzt sich seit vielen Jahren.
Frau Walter, am 1. April starten Sie als neue Geschäftsführerin im Haus Dacheröden. Vielen dürfte Ihr Name aber durchaus bekannt vorkommen . . .
. . . wenn sie langjährige Gäste der Herbstlese sind, ist das möglich. Von September 2010 an absolvierte nach meinem Bachelorabschluss in Literaturwissenschaften und Geschichte an der Universität Freiburg mein Freiwilliges Soziales Jahr Kultur in Erfurt.
Es blieb nicht bei einem Jahr.
Richtig. In meine Zeit fiel im Mai 2011 der plötzliche Tod von Herbstlese-Mitbegründer Michael John. Der Verein fragte mich dann, ob ich nicht ein wenig länger bleiben könnte. Das tat ich gern – bis zur Frühlingslese 2012.
Damals begegneten Sie auch zum ersten Mal Monika Rettig. Wie war das?
Monika hat ja im Januar 2012 bei der Herbstlese als Programmchefin angefangen. Wir haben uns von Anbeginn sehr gut verstanden.
Dennoch wechselten Sie zunächst nach Göttingen.
Das stimmt. Ich wollte noch einen Masterabschluss in Literaturwissenschaften. In meiner Masterarbeit habe ich mich mit gegenwärtiger politischer Lyrik beschäftigt.
Politische Lyrik – so etwas gibt es?
Aber klar, man muss sie nur finden. Jan Wagner, der auch mit dem Preis der der Leipziger Buchmesse geehrt wurde, zählt zu den bekannteren Vertretern des Genres.
Die Rückkehr nach Erfurt war aber nicht von langer Hand geplant?
Nein. Ich habe in all den Jahren nie den Kontakt nach Thüringen völlig abreißen lassen, sondern hatte immer einen Draht zu Monika Rettig oder Micha Johns Frau Conny. Bei einem Besuch bei der Herbstlese im vergangenen Jahr war dann bereits abzusehen, dass es mit dem Verein Erfurter Herbstlese und dem Haus Dacheröden etwas werden könnte – und dass der Verein dann Mitarbeiter braucht. Zum Glück wurde ich dann gefragt, ob ich mitmachen möchte.
Sie hatten wieder Lust auf Erfurt?
Absolut. Zum einen sind mir der Verein und seine Mitglieder in der schweren Zeit vor fünf, sechs Jahren richtig ans Herz gewachsen. Zum anderen sehe ich das als eine wahnsinnige Chance für mich.
Was können die Besucher im Haus Dacheröden denn von Ihnen erwarten?
Das Haus ist unbestritten schön, aber es fehlt noch an Leben. Ich möchte versuchen, mit Ausstellungen, Konzerten und politischen Salons den Erfurtern wie den Gästen der Stadt interessante Angebote zu unterbreiten. Mit dem Start des regulären Programms hat der Verein dafür eine gute Grundlage gelegt. Zudem werde ich die kurzzeitige Vermietung von Räumen im Haus Dacheröden an Vereine, Stiftungen und andere Interessierte koordinieren.
Viel Erfolg dabei!