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Dez. 26 2020

Vanessas Blog: Die Erfurter Herbstlese und ich (Teil 3, November 2020)

Absage-Frust und Video-Lust

Vanessa Kaupe absolviert ihr Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) bei der Erfurter Herbstlese. Hier schreibt sie über ihre Erlebnisse.
Vanessa Kaupe absolviert ihr Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) bei der Erfurter Herbstlese. Hier schreibt sie über ihre Erlebnisse.

Von Vanessa Kaupe

Wochen voller Veranstaltungen, Abende voller Lesungen und Tage voller Arbeit: Das war der ursprüngliche Plan für den November. Wenig überraschend scheiterten auch diese Absichten am unnachgiebigen Jahr 2020.

Während das Team und ich Ende Oktober noch gehofft hatten, zumindest kleine Veranstaltungen im November retten zu können, stand Anfang November bereits fest: Keine Veranstaltungen diesen Monat. Wirklich keine einzige.

Dafür trat eine neue Regelung in unser aller Leben und schenkte uns einen „Pandemie-Partner“. Nun galt nämlich, dass nur die Hälfte des Personals zur gleichen Zeit anwesend sein durfte. Um diese Regelung umzusetzen, bildeten wir untereinander Pärchen, bei denen jeweils nur eine Person vor Ort sein durfte. Die zwei Personen mussten in stetiger Absprache zueinanderstehen und sich so über ihre Anwesenheit am Arbeitsplatz einigen. Heißt: Meine Arbeitszeit wurde halbiert. Obwohl diese Worte mit großer Freude einhergehen müssten, empfand ich tatsächlich eher leises Bedauern. Es ist wirklich schade, wie viele Veranstaltungen ausfallen mussten.

Meine Pandemie-Partnerin wurde Cora, meine Mit-FSJlerin, sodass wir unsere oftmals ähnlichen Aufgaben untereinander aufteilen konnten. Zuerst versuchten wir es stundenweise: Ich kam morgens für vier Stunden und sie löste mich für die kommenden vier Stunden ab. Doch wir erkannten beide schnell, dass das eher kontraproduktiv war. Vier Stunden Zeit waren schlicht zu wenig, wenn man viel zu erledigen hatte, und seine eigenen Aufgaben dem anderen zu erklären und aufzubürden verlängerte den ganzen Prozess zusätzlich. Deshalb entschieden wir uns dafür, die Wochentage untereinander aufzuteilen. In einer Woche arbeitete ich an drei Tagen und sie an zweien, in der darauffolgenden Woche arbeitete ich an zwei Tagen und sie an dreien. Dieser stete Rhythmus funktionierte gut und deshalb behielten wir ihn bei.

Erstaunlicherweise gab es dennoch viel zu tun. Sicherlich nicht so viel, wie zuvor, aber dennoch genug, um meine Arbeitstage auszufüllen. Die Beschäftigungen, die sonst anfielen, existierten größtenteils immer noch. Zumindest in leicht abgewandelter Variante: Während wir damals Tickets verkauften, so nahmen wir sie jetzt zurück. Während wir damals Plakate für die kommenden Veranstaltungen gestalteten, so gestalteten wir jetzt Absageplakate. Alles eine Spur frustrierender, aber eben auch Arbeit.

Die Entschleunigung hatte jedoch, wie so vieles im Leben, auch gute Seiten. Beispielsweise kam es nur so dazu, dass ich mit dem Schnittprogramm „Premiere Pro“ vertraut gemacht wurde. Jetzt, da keine Lesungen mehr im echten Leben stattfinden konnten, mussten wir unsere Präsenz in Videoform kundtun und es stand eine Menge Arbeit an. Da ich mich schon seit langer Zeit für die Produktion von Videos interessiere, besonders für den Schnitt, war dieser Einblick überaus wertvoll für mich. Ein professionelles Programm unterscheidet sich tatsächlich stark von den kostenfreien Varianten, mit denen ich mich bis dato durchs Leben gequält hatte. Und auch weiterhin quälen werde, sofern ich nicht überraschend Reichtum erlange und mir „Premiere Pro“ privat leisten kann. Ich erhielt eine kurze Einweisung und danach mein erstes kleines Projekt, an dem ich mich ausprobieren durfte. Anschließend durfte ich mich sogar an die Intros und Outros zweier Videos auf unserem YouTube-Kanal „CarolineTV“ setzen und konnte mein Wissen so noch mehr erweitern.

So kam es also, dass ich den November größtenteils mit dem Schneiden von Videos verbrachte, anstatt Lesungen zu betreuen. In Anbetracht der anfänglichen Frustration hat der November also durchaus noch eine spannende Wende genommen und auf sehr eigene Art und Weise für Freude gesorgt.


Alle Folgen von Vanessas Blog lassen sich einfach per Klick aufrufen:

Teil 1, September 2020 „Wie ich gleich zur Legende wurde“

Teil 2, Oktober 2020 „Kein Wort über Campino“

Teil 3, November 2020 „Absage-Frust und Video-Lust“

Teil 4, Dezember 2020 „Hurra, es ist eine Randspalte“

Teil 5, Januar 2021 „Eye in the Skype”

Teil 6, Februar 2021 „Applaus, Applaus“

Die Fotos zu Vanessas Blog

Die Erlebnisse einer FSJ-lerin bei der Herbstlese

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