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Feb. 25 2021

Vanessas Blog: Die Erfurter Herbstlese und ich (Teil 5, Januar 2021)

Eye in the Skype

Vanessa Kaupe absolviert ihr Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) bei der Erfurter Herbstlese. Hier schreibt sie über ihre Erlebnisse.
Vanessa Kaupe absolviert ihr Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) bei der Erfurter Herbstlese. Hier schreibt sie über ihre Erlebnisse.

Von Vanessa Kaupe

Ein eigenes Projekt. Das ist es, das man in der Zeit seines FSJs verwirklichen kann. Dabei sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt: Von einem Imagefilm bis hin zu eigenen Veranstaltungen kann alles dabei sein.

Bereits seit dem ersten FSJ-Seminar stand die Idee in ihren Grundzügen fest: Ein eigenes Theaterstück sollte auf die Beine gestellt werden. Alle FSJler aus Erfurt wollten daran mitwirken und somit ein institutsübergreifendes Projekt verwirklichen. Wir begannen damit, dass wir uns in unterschiedliche Teams einteilten, die dann jeweils für unterschiedliche Bereiche des Theaterstücks zuständig sein sollten, sei es das Bühnenbild, die Musik oder auch die Schauspielerei.

Doch da ein Theaterstück zuallererst geschrieben werden muss, war das Team mit dem höchsten Arbeitsaufwand im Dezember und Januar bereits festgelegt: Das Autoren-Team. Mein Team. Die genaue Anzahl der Zoom- und Skype-Meetings, die wir führten, kann ich mittlerweile nicht einmal mehr benennen – es waren einfach zu viele.

Da der Januar veranstaltungstechnisch fast so aufregend wie der Dezember verlief, widmete ich mich also größtenteils diesem Projekt. Gemeinsam erschufen wir die ersten Charaktere, kreierten die ersten Handlungsstränge und schrieben dann die ersten Szenen. Jetzt, Ende Januar, haben wir bereits das gesamte Stück verfasst. Alle Szenen sind geschrieben, alle Charaktere sind ausgearbeitet. Was fehlt noch? Die Feinarbeit. An einigen Stellen sind uns kleine Ungereimtheiten aufgefallen, die wir noch beseitigen möchten, außerdem wollen wir für ein wenig mehr Humor im Stück sorgen, damit es nicht allzu düster wird. Dazu soll es im Februar kommen.

Abgesehen von der Arbeit an diesem Projekt fand im Januar das zweite FSJ-Seminar statt, dank der aktuellen Situation natürlich online. Die Freude war unermesslich, jeden Tag acht Stunden vor dem eigenen Laptop zu sitzen, anstatt mit den anderen FSJlern eine neue Stadt zu erkunden.

Dafür, dass keiner von uns sonderlich begeistert in das Seminar startete, war es dann aber doch ganz gut. Unter anderem auch deshalb, weil wir durch die Online-Variante endlich die FSJler aus Weimar kennenlernen konnten, mit denen wir unter normalen Umständen eine große Gruppe gebildet hätten. Nach Ende des Seminars gab es außerdem die Möglichkeit, online an Abendaktivitäten teilzunehmen. Im Grunde bin ich kein großer Fan von Online-Zusammenkünften, aber die aktuelle Verzweiflung brachte mich dazu, jedes einzelne Angebot wahrzunehmen. Ich lernte die FSJler aus Weimar besser kennen, gewann (fast) die Quiznight, und spielte Stadt-Land-Fluss in der digitalen Variante. Mit vom Bildschirm tränenden Augen und unermesslichen Kopfschmerzen sank ich jeden Abend ins Bett. Eine gute Zeit, um am Leben zu sein.

In etwa zur Hälfte des Seminars durften wir uns in einen von drei unterschiedlichen Workshops einwählen. Zur Auswahl standen „Art and Activism“, „Videoproduktion“ und „Gewaltfreies Konfliktmanagement“. Weil ich Konflikte aber grundsätzlich immer gewaltsam löse und dies meine Form von Kunst und Aktivismus ist, entschied ich mich dazu, der „Videoproduktion“ beizutreten. Schnell wurde klar: Die Zeit fehlte. Wir verbrachten nämlich nur zwei Tage in diesem Workshop. Der erste davon widmete sich alleine der Theorie und ich lernte einiges über Medienrecht und verschiedene Filmtechniken. Der zweite Tag wurde uns dann nahezu vollkommen zum Drehen unseres eigenen Videos zur Verfügung gestellt. Das Thema war vollkommen freigestellt, aber noch viel besser war es, dass wir ja nun alle zu Hause saßen und kein professionelles Material zur Verfügung hatten, an dem wir uns ausprobieren durften. Deswegen wurde aus dem ursprünglichen „Videoproduktion“ schnell ein „Videoproduktion mit den zur Verfügung stehenden Mitteln“. Da ich aber das Glück habe, in Erfurt zu wohnen, konnte ich mir immerhin ein Handystativ bei unserem Workshop-Leiter ausleihen.

Der Tag selbst war dann ziemlich produktiv, ich arbeitete neun Stunden ohne Pause an meinem „Video mit den zur Verfügung stehenden Mitteln“. Doch der Aufwand lohnte sich, als wir am nächsten Tag in der Großgruppe via Zoom unsere Ergebnisse präsentierten, denn ich bekam ziemlich viel positives Feedback und erfreute mich an meiner Existenz.

Bei der Arbeit führte ich jetzt Kalkulationen durch und verbrachte einige Tage damit, auszurechnen, welcher unserer Veranstaltungsorte in den letzten Jahren eigentlich am attraktivsten war. Dafür zog ich verschiedene Parameter heran und erfreute mich an der simplen Tatsache, dass ich nicht die Wachstumsfunktion einer Palme ausrechnen musste (an dieser Stelle herzliche Grüße an das Matheabitur).

Alles in Allem war der Januar also trotz des schrittweisen Weltuntergangs, der sich beständig weiter fortsetzt, recht erfolgreich und produktiv.


Alle Folgen von Vanessas Blog lassen sich einfach per Klick aufrufen:

Teil 1, September 2020 „Wie ich gleich zur Legende wurde“

Teil 2, Oktober 2020 „Kein Wort über Campino“

Teil 3, November 2020 „Absage-Frust und Video-Lust“

Teil 4, Dezember 2020 „Hurra, es ist eine Randspalte“

Teil 5, Januar 2021 „Eye in the Skype”

Teil 6, Februar 2021 „Applaus, Applaus“

Die Fotos zu Vanessas Blog

Die Erlebnisse einer FSJ-lerin bei der Herbstlese

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