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Erfurter Herbstlese
Es lebe die Erfurter Herbstlese!
Sept. 09 2015

Gespräch mit Dr. Kerstin Haase, Geschäftsführerin der Zentralklinik Bad Berka

„Ich war immer schon mehr so der Typ Leseratte“

Dr. Kerstin Haase ist die Geschäftsführerin der Zentralklinik Bad Berka
Dr. Kerstin Haase ist die Geschäftsführerin der Zentralklinik Bad Berka

Die Erfurter Herbstlese hat einen neuen Partner. Die 19. Auflage des Literatur-Festivals, das am 24. September startet, wird zum ersten Mal von der Zentralklinik in Bad Berka unterstützt. Unter dem Motto „Spannung bis der Arzt kommt“ präsentiert das Krankenhaus acht Krimi- und Thriller-Autoren. Dazu zählt neben den Stars der Szene wie Sebastian Fitzek oder der US-Amerikanerin Jilliane Hoffmann auch Klaus Jäger aus Apolda. Ein Gespräch mit Dr. Kerstin Haase, der Geschäftsführerin der Zentralklinik Bad Berka, über die Nähe von Medizin und Literatur, den besten Lese-Ort und Bücher, die sich hören lassen.

 

Die Zentralklinik in Bad Berka ist in diesem Jahr zum ersten Mal Partner der Erfurter Herbstlese. Warum unterstützt ihr Krankenhaus ein Literatur-Festival in der Landeshauptstadt?

Dafür gibt es mehrere Gründe. Zunächst: Weil Literatur und Medizin sich nahe sind. Als Arzt oder Pfleger stehen sie oft vor schwierigen ethischen Entscheidungen. Gute Literatur hat genau dies zum Thema; es geht um Grenzerfahrungen, um so große Dinge wie Schicksal und Lebensglück. Ich sehe da eine Menge Schnittpunkte. Ein Buch kann helfen, sich schwierigen Fragen anzunähern, sich für das Leben zu wappnen. Gerade für Mediziner ist das wichtig.

Ein Buch kann Kraft schenken . . .

. . . und Wissen, es geht ans Herz und schafft es, den eigenen Horizont zu erweitern. Es entführt in andere Welten. Aber zurück zu den Gründen unserer Partnerschaft mit der Erfurter Herbstlese: Als eines der großen Unternehmen in der Region – die Zentralklinik beschäftigt 1700 Mitarbeiter ­– sehe ich unser Haus auch in der Pflicht, sich in der Region zu engagieren. Das gilt eben auch für die Kultur.

In diesem Herbst präsentiert die Zentralklinik acht von 64 Veranstaltungen, das ist das komplette Thriller- und Krimi-Programm. Eine einmalige Sache?

Wie haben mit dem Verein, der das Festival trägt, ausgemacht, es miteinander zu probieren. Grundsätzlich sind wir, das liegt unserer Profession sprichwörtlich im Blut, aber an einer nachhaltigen und langfristigen Zusammenarbeit interessiert.

Könnten Sie sich auch Lesungen in Bad Berka vorstellen?

Im Rahmen der Herbstlese ist das eher schwierig, da diese ganz auf die Landeshauptstadt fokussiert ist. Aber es gibt ja auch die Frühlingslese, die sich in den kommenden Jahren zum literarischen Netzwerk in der Region entwickeln soll. Da wäre es schön, wenn wir mit unserem Saal in die Planungen einbezogen würden. Belegschaft wie Patienten, aber auch die Menschen in Bad Berka begrüßten dies bestimmt.

Stichwort Lesen. 60 Prozent der Deutschen lesen im Bett, 25 Prozent im Wartezimmer ihres Arztes. Da müssten doch auch bei Ihnen eine ganze Menge Bücher im Haus zu finden sein.

Natürlich. Viele Patienten bringen ihre eigene Lektüre mit. Im Foyer haben sie zudem die Möglichkeit, Bücher zu kaufen. Dazu umfasst unsere Patientenbibliothek, die wir ständig erweitern und erneuern, über 3000 Bände.

Wo lesen Sie selbst am liebsten?

In der Badewanne. Mit ein wenig Konfekt und einem schönen Glas ist das für mich fast das Paradies, zumindest ein kleiner Urlaub.

Wer so wie Sie von Büchern schwärmt, hat bestimmt immer schon gelesen . . .

. . . stimmt, seit ich es kann. Ich war immer schon mehr so der Typ Leseratte statt Naturkind. Bücher von Brigitte Reimann wie „Franziska Linkerhand“ haben mich sehr bewegt.

Dann freut es sie bestimmt zu hören, dass ein Buch ihres Ehemanns in diesem Jahr im Herbstlese-Programm zu finden ist: Siegfried Pitschmanns „Erziehung eines Helden“. Dem Buch, das 1959 von den Kulturpolitikern der DDR gnadenlos verrissen wurde, widerfährt wie seinem Autor jetzt späte Anerkennung.

Das interessiert mich sehr. Vielleicht schaffe ich es ja an diesem Abend nach Erfurt.

Sie sind herzlich eingeladen. Doch zurück zum Lesen. Teilt Ihre Familie ihre Liebe zum Buch?

Aber sicher. Mein Mann und ich haben unserem Sohn, als er kleiner war, viel vorgelesen; von Pippi bis Harry Potter, das volle Programm, immer und immer wieder. Jetzt hören wir zusammen Bücher, am Samstag und am Sonntag beim Frühstück. Doch es ist nicht nur das Zuhören. Über einen Henning Mankell zum Beispiel lässt sich danach auch herrlich diskutieren. Wir lieben diese Momente.

Wer weiß, vielleicht können wir den Schweden ja irgendwann einmal nach Thüringen locken. Mit seinem Landsmann Håkan Nesser hat das ja auch geklappt.

Da würden sich außer mir bestimmt noch viele andere Literatur-Freunde sehr freuen.

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