Sibylle Reichel sieht sich als „Feldforscherin des dialogischen Austauschs“
Vernissage zur Ausstellung „WAHRNEHMEN“
Für viele Menschen stellt sich das Leben als eine Aneinanderreihung von Krisen dar, persönlicher wie gesellschaftlicher. Sie fühlen sich gestresst, oft ohnmächtig und leiden unter den Bedingungen der modernen Welt. Aber gestalten diese Menschen ihre Umwelt nicht selbst aktiv mit und erschaffen sie durch ihr Handeln nicht jeden Tag ein Stück weit neu?
„Wir selbst schaffen diese Kultur – nicht irgendwelche externen Kräfte. Wenn wir das begreifen und bereit sind, unsere Verzweiflung darüber zu spüren, erst dann kann sich etwas verändern – nicht oberflächlich, sondern grundlegend“, sagt Heike Pourian über ihr Buch „Wenn wir wieder wahrnehmen – Wach und spürend den Krisen unserer Zeit begegnen.“ Die Illustrationen darin stammen von Sibylle Reichel. Ihrer Kunst und ihrem Anspruch, reflektierend mit der Welt in Gänze zu kommunizieren, ist die neue Ausstellung im Kultur: Haus Dacheröden gewidmet.
Seit mehreren Jahren steht Sibylle Reichel morgens für etwa 15 Minuten in ihrem Garten. Damit folgt sie Heike Pourians Aufruf zum Innehalten, „um der Weisheit zu lauschen, die allem Lebendigen innewohnt.“ Die dabei entstehenden inneren Bilder hat die Künstlerin, verbunden mit ihren Körperempfindungen, in Tagebuchaufzeichnungen und Skizzen einfließen lassen. Später fanden diese Eindrücke in vielen ihrer Werke neuen Ausdruck.
Ein weiteres, großes Thema in der Ausstellung sind Grenzen. Das können innere und äußere, emotionale oder politische Grenzen sein. Hindernisse, Blockaden, Schubladendenken – alles, was zwischen uns und unserer Mitwelt steht. Sind solche Grenzen starr und als gegeben hinzunehmen? Wann werden sie fließend und veränderbar? Können einmal gesetzte Grenzen durchlässig werden? Wozu sind Grenzen gut? Mit diesen Fragen beschäftigte sich die Künstlerin während ihres Arbeitsprozesses.
Dabei versteht sich die Ausstellung selbst als Prozess. Gäste können über den Dialog mit den gezeigten Stücken das Gesehene reflektieren. Zudem bietet das Kultur: Haus Dacheröden in Zusammenarbeit mit der Heinrich-Böll-Stiftung ein umfassendes Begleitprogramm an, dessen Spektrum eine Bewegungssession, eine Lesung und einen Zeichenworkshop umfasst.
13.10.2022 – 14.01.2023
Ausstellung „Wahrnehmen“
von Sibylle Reichel
Bilder, Texte und Erfahrungsräume mit Beiträgen
von Heike Pourian, Anne Schwing, u.a.
in Kooperation mit der Heinrich-Böll-Stiftung
Vernissage zur Ausstellung „Wahrnehmen“
Mit Klangimprovisationen der Musikerin Claudia Buder
Donnerstag, 13. Oktober 2022, 19.00 Uhr
Kultur: Haus Dacheröden, Anger 37, 99084 Erfurt
Der Eintritt ist frei.
Samstag 29. Oktober 2022 von 11.00 bis 13.00 Uhr:
„Mit-der-Erde-tanzen“ Bewegungssession mit Anne Schwing
Dienstag, 22. November 2022, 19.30 Uhr
Lesung aus „Wenn wir wieder wahrnehmen“ mit Heike Pourian
Mittwoch, 23. November 2022, 15.00 bis 17.00 Uhr
Öffentliches „Stehen-mit-der-Erde“ in der Erfurter Innenstadt
Samstag, 7. Januar 2023, 10.00 bis 13.00 Uhr
Co-kreativer Zeichen-Workshop (auch für Ungeübte) mit Sibylle Reichel
Samstag, 14. Januar 2023, 10.00 bis 13.00 Uhr
Finissage als Dialog (nach David Bohm) „Erde sein“ mit Sibylle Reichel und Frank Bock