Vorgestellt von Sandra Augustin, Mitarbeiterin im Kultur: Haus Dacheröden
Ernst Jandl „fünfter sein"

„Fünfter sein" ist ein Gedicht des österreichischen Dichters und Schriftstellers Ernst Jandl, welcher durch seine experimentelle Lyrik bekannt wurde. Im gleichbleibenden Aufbau seiner fünf Strophen wird die Situation eines Wartenden beschrieben, der Platz um Platz in der Warteschlange aufrückt. Erst die letzte Zeile deckt das Ziel des Wartens auf.
„Fünfter sein" gilt als eines der bekanntesten Gedichte Jandls und wurde als Bilderbuch und Theaterstück für Kinder adaptiert. Die Sätze des Gedichts können als Gedankenfetzen eines Wartenden gelesen werden, wobei das Ziel seines Wartens bis zur Auflösung in der letzten Zeile unbekannt bleibt. Seine Beobachtungen werden verkürzt wiedergegeben, er ist abgelenkt. Was ihn wirklich beschäftigt ist das betonte Herunterzählen: „vierter sein“, „dritter sein“, „zweiter sein“, „nächster sein“. Der Wartende definiert sich durch seine Position in der Warteschlange, er wird zu einer bloßen Zahl. Der Blick richtet sich vom Wartezimmer hinter die Tür, wo die eigentliche Handlung stattfindet, ohne beschrieben zu werden.
Norman Junge, welcher Bildhauer und Illustrator von Kinderbüchern war, gestaltete das Gedicht als Bilderbuch mit mehreren kaputten Spielzeugfiguren und einem Teddybären im Wartezimmer eines Arztes. Rührend illustriert, feinfühlig und verknappt…wem bei kleinen Kostbarkeiten wie diesem Büchlein das Herz aufgeht, sollte keine Sekunde zögern und sich selbst und lieben Menschen damit eine Freude bereiten.
Im besten Falle hat man es dann griffbereit beim nächsten Arztbesuch mit längerer Wartezeit. Wichtig: ohne Altersbeschränkung!
Vorgestellt von Sandra Augustin, Bibliophil und Mitarbeiterin im Kultur: Haus Dacheröden
Ernst Jandl / Norman Junge „fünfter sein“
Beltz Verlag
ISBN: 9783407760050
6,50 €
Das Buch kann unter diesem Link bei unserem langjährigen
Partner Hugendubel erworben werden.