Lesung mit Heike Pourian begleitet die Ausstellung von Sibylle Reichel
Pourian-Lesung zur Reichel-Ausstellung
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Das Kultur: Haus Dacheröden zeigt noch bis Mitte Januar Werke von Sibylle Reichel. Seit mehreren Jahren steht die Künstlerin morgens für etwa 15 Minuten in ihrem Garten. Ihr „Stehen-mit-der-Erde“ folgt einem Aufruf von Heike Pourian, der Autorin des Buches „Wenn wir wieder wahrnehmen“. Die entstehenden inneren Bilder, verbunden mit den eigenen Körperempfindungen, hat die Künstlerin unter anderem in Tagebuchaufzeichnungen und Skizzen gesammelt. Viele dieser Eindrücke fanden Eingang in ihre aktuelle Ausstellung. Auch die Texte Pourians spielen hier eine entscheidende Rolle: Die Künstlerin schuf als direkten Nachklang zu den Texten zahlreiche bildliche Resonanzen, die das Buch bereichern.
Im Begleitprogramm der Exposition ist nun auch die Autorin zu Gast. Heike Pourian liest Passagen aus ihrem Buch. Der ganz normale Alltag mache es inzwischen beinahe unmöglich zu spüren, „dass wir lebendig sind“, heißt es darin. Die tägliche Routine beruhe darauf, dass eben nicht empfunden werde, sondern viele Menschen nur noch funktionierten.
Diese, in weiten Teilen lebensfeindliche Kultur entstünde jeden Tag neu, „einfach dadurch, dass wir sie für normal erklären“, meint Pourian. Eine Gesellschaft, die auf Wahrnehmen beruhe, auf vertrauensvoller, kooperativer Hingabe an die Kräfte des Lebens – das wäre für sie eine echte Revolution. „Wenn wir uns erlauben, tief und lauschend in unsere Körperlichkeit hineinzusinken, dann wird erfahrbar, dass es so etwas wie Frieden nicht nur geben müsste, sondern dass es ihn wirklich gibt, in uns, in jeder Faser unseres Seins“, schreibt sie.
Es versteht sich vor dem Hintergrund ihrer Ansichten fast von selbst, dass die Gäste keine reine Lesung im klassischen Sinne erwartet. Wer es sich beim Zuhören gemütlich machen möchte ist herzlich eingeladen, ein Kissen, eine Matte oder einen Sitzsack mitzubringen. Wer mag, kann auch gerne eigene Lieblingszeichen-Utensilien mitbringen.
Sibylle Reichel wird ebenfalls zugegen sein. Autorin und Künstlerin haben im Verweben ihrer Arbeit ganz neue Erfahrung machen können. Im Anschluss ist Raum für Austausch und Fragen.
Am Folgetag wird das „Stehen-mit-der-Erde“ gemeinsam auf dem Erfurter Anger praktiziert. Damit soll das einfache Ritual, mit der Erde zu stehen, sowohl in das Feld des politischen Aktivismus hineintragen, als auch im Alltag verankert werden. In der zweistündigen Aktion werden die Teilnehmenden mehrmals eine Viertelstunde gemeinsam stehen, um dann zu einem Austausch zusammenkommen. Zufällige Gäste sind ebenso eingeladen wie Menschen, die nur zeitweise hinzukommen möchten.
„Wach und spürend den Krisen unserer Zeit begegnen"
(Spür-)Lesung mit Heike Pourian
im Rahmen der Ausstellung
„Wahrnehmen“
mit Werken von Sibylle Reichel
Dienstag, 22. November 2022, 19.30 Uhr
Kultur: Haus Dacheröden, Anger 37, 99084 Erfurt
Eintritt: 8,00 Euro (ermäßigt 6,00 Euro)
„Öffentliches Stehen-mit-der-Erde“
Mittwoch, 23. November 2022, 15–17 Uhr
Kultur: Haus Dacheröden, Anger 37, 99084 Erfurt
Die Aktion ist kostenfrei!
Die Ausstellung „Wahrnehmen“ – eine Kooperation mit der Heinrich-Böll-Stiftung – wird vom 14. Oktober 2022 bis 14. Januar 2023 im Kultur: Haus Dacheröden präsentiert und kann Mittwoch bis Freitag von 12 bis 17 Uhr und Samstag von 10 bis 15 Uhr besucht werden. Mehr Informationen zur Künstlerin finden Sie unter sibylle-reichel.de und zum Buch unter wahrnehmen.org